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Götterfunken

Beethovens Neunte zum Tag der deutschen Einheit in der Chemnitzer Oper mit Sängern aus Düsseldorf.-

Für Dresden und die Pegida-Pfeifen hat der zweite Mann im Staat, Bundestagspräsident Norbert Lammert, den richtigen Schopenhauer gefunden: “Ein eigentümlicher Fehler der Deutschen ist, dass sie, was vor ihren Füßen liegt, in den Wolken suchen.” Damit sprach er auch dem Chemnitzer Generalintendanten Christoph Dittrich aus dem Herzen, der zum Festkonzert in der Chemnitzer Oper die Gäste begrüßte. In Chemnitz gab‘s keine dumpfbackigen Proteste. Aus den Wolken kam nur Regen. Vom Podium aber sprang von weit über den Wolken her der Götterfunke über: aus Schillers Ode „An die Freude“ in der 9. Sinfonie von Beethoven. Warum erst in den Wolken suchen, das Gute von ganz oben liegt so nah. Götterfunke. Direkt aus dem Elysium.

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Recht haben sie…

Noch zu wenig, aber immerhin: Auch Chemnitz im Focus der Opernwelt.-

Dass die Stuttgarter Oper wieder mal „Oper des Jahres“ geworden ist, stand überall. Aber bei der Umfrage der „Opernwelt“ unter 50 Opernkritikern nach dem besten Opernschaffen in der Spielzeit 2015/16 stand auch Chemnitz zweimal im Focus. Zu Recht.

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Bin ich, und, wenn ja, wer?

Premiere im Rückblick: Glänzend aufgelegte Schauspielstudenten in der Farce „Perplex“. –

Was für Otto und Anna Mensch wie Du und Ich gilt, gilt auch für Theatermacher. Wir spielen alle eine Rolle. Und lassen uns gern durch das Umunsherum definieren. Meint Marius von Mayenburg in seiner Farce „Perplex“, die am Donnerstag im Ostflügel des Chemnitzer Schauspielhauses Premiere hatte. So durfte die Regisseurin Kathrin Brune bei der Premiere am Donnerstag herzlich motivierend kichern und lachen, wenn ihren Schützlingen ein Gag besonders gelungen war. Sie kam aus dem Lachen kaum heraus. Dramaturgin Friederike Spindler dagegen füllte das Programmheft mit hochklugen Anmerkungen – Darwin, Nietzsche sagen darin Guten Tag, Nicolaus Cusanus und Platon treten auf, und selbst Cicero darf nicht fehlen.

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Bahnt sich da ein neuer Welterfolg an?

Otto Nicolais „Heimkehr des Verbannten“ als CD erschienen – Chemnitzer Aufführung wird ein Unikat bleiben – Warum daran die Liebe schuld ist…

Spätestens seit den Salzburger Festspielen 2016 schaut die Musikwelt auch auf die Chemnitzer Oper. Die Wiener Philharmonikers gedachten ihres Gründers Otto Nicolai mit einer konzertanten Aufführung von dessen Oper „Il templario“. Aufmerksam geworden waren sie darauf durch die Wiederentdeckung der Oper in Chemnitz. Von dort stammt auch die (bisher) weltweit einzige CD-Einspielung. Seit wenigen Tagen liegt nun noch eine weltweit einzigartige Chemnitzer Nicolai-Wiederentdeckung vor: Die Oper „Die Heimkehr des Verbannten“. Sie allerdings wird einzigartig bleiben, ein Unikat. Daran ist möglicherweise die Liebe schuld.

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Brahms lockt: Volle Bude gleich beim ersten Konzert

Gelungener Auftakt für die Spielzeit im Kraftwerk mit dem Robert-Schumann-Quartett und Gästen.-

Und wenn dann zwischendrin noch eine ganze Migranten-Sippe kommt: kein Problem. Die Musiker verlängern die Pause zwischen den Sätzen, weitere Stühle werden herangeschafft. Rammelvoll der Saal gleich beim ersten Spielzeit-Konzert dieser Saison im Kraftwerk-Saal. Die Konzerte in Jeans, Sneakers und T-Shirts sind mittlerweile Kult. Keine drei Jahre hat es dafür gebraucht. Diesmal wählte Jakub Tylman, der klassische Kaßberg-Entertainer, das zweite Streichsextett von Johannes Brahms. Wieder. Und diesmal hatte er Glück.

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Hell die Gläser klingen

1. Matinee-Konzert der Robert-Schumann-Philharmonie in der Oper – Im Mittelpunkt Verrophon und Wahnsinn. –

Ein Glück, dass niemand aus diesen Gläsern trinken muss. Sie haben keinen Boden. Aber sie klingen, dass es eine Freude ist. Zwei Verrophone prägten das erste Matinee-Konzert der neuen Spielzeit am heutigen Sonntag im Opernhaus. Dazu Guibee Yang als dem Wahnsinn verfallene Lucia mit der berühmtesten Arie aus Donizettis „Lucia di Lammermoor“.

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Liebe siegt. Alle tot.

Premiere im Rückblick: „Turandot“ gestern, Samstag, in Chemnitz enthusiastisch gefeiert. –

Wirklich nicht. Bei dieser Premiere hat keiner geschlafen. Es hätte nicht der Aufforderung „Nessun dorma“ bedurft, des allgegenwärtigen Turandot-Hits Radiowellen auf und ab. Die neue Chemnitzer „Turandot“ wurde ein Riesenerfolg. Im vollbesetzten Haus wollten der Beifall und die Bravi kein Ende nehmen.

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Struwwels. Wir alle

Premiere im Rückblick: Herrliche Groteske zum Spielzeitauftakt im Chemnitzer Schauspielhaus.-

Lasst mich doch in Ruhe. Ich will einfach meinen Spaß haben. Ob der Schauspieldirektor im Smoking kommt, ob der Dramaturg noch so ernsthaft sich bemüht, die Moral von der Geschicht im Programmheft auszubreiten. Ich gestehe: Mir sind all die Rousseaus, Steiners, Montessori wurscht, wenn ich den Chemnitzer „Struwwelpeter“ sehe und höre. Da vergisst die Kritikerkralle unter dem Lack zu kratzen, bedeutungsschwer Bezüge herzustellen – und tut das mit Genuss. Diese Farce ist einfach zu großartig, als dass sie den Umweg über die grauen Gehirnzellen in den Lach-Bauch machen muss.

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Toller Start für Bender und die Philharmonie

1. Sinfoniekonzert (Mittwoch) im Rückblick: Warum es in der neuen Spielzeit ruhig so weitergehen kann. –

Das war der Abend des Felix Bender. Gerade mal 30, schon GMD, wenn auch nur kommissarisch. Legt sich als Chef gleich zum ersten Konzert einen Brocken wie Schostakowitschs 10. Sinfonie aufs Pult. Kämpft erfolgreich um die Balance zwischen Sologeige und der happigen Orchestrierung in Dvořáks Violinkonzert. Verlangt den Kollegen von der Philharmonie gleich mit den ersten Mussorgski-Noten alles ab, was sie an Fingerfertigkeit und Hexerei draufhaben. Und das Publikum im gut besetzten Saal der Stadthalle ist begeistert. Felix, der Glückliche…

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