Emotion pur. In moll!

Mozarts Zeitgenossen waren überhaupt nicht begeistert von dessen Klavierquartett. So was hatten sie noch nie gehört. Statt dass die Streicher ein bisschen Begleitung für den „Star“ am Klavier mimten, ging hier alles durcheinander. Und spielen konnte dieses moderne Wirrwar ohnehin kein Amateur-Quartett im trauten Salon zuhause, wo deroeinst meist eh nur ein Cembalo stand. Dafür hatte es aber der Verleger bestellt. Und gleich noch zwei weitere dazu. Kurzum: Der Verleger hörte rein, fand das Quartett furchtbar, weigerte sich, es zu drucken, und bestellte die beiden anderen gleich wieder ab. Den Vorschuss durfte Mozart behalten…

Heute gilt Mozarts Klavierquartett als Startpunkt für professionelle Kammermusik in dieser Formation. Etwa hundert Jahre später waren Klavierquartette international ein Renner. Und Gabriel Fauré, der Franzose, selbst Pianist, bejubelter Quartettspieler und –Schreiber.

Mozarts erstes und Faurés zweites Klavierquartett stehen beide in g-moll. „Ernst, schwermütig, traurig, süß oder rührend“ werde diese Tonart beschrieben, meint der Wiki-Autor. Nö, dreimal nö. Und schon gar nicht in der Fauré-Mozart-Kombination.

Ja, da gibt es in beiden Quartetten ein paar Melodien, die nicht gerade vor tralala hüpfen, aber da brechen auch Gefühle aus, da spielt der Rhythmus mit Betonung auf den geraden Taktzahlen hopsasa. Und nicht nur dem Pianisten fordern die beiden Komponisten alles ab, sondern auch den Kollegen von der Streicherzunft. Für jeden der sonst so missachteten Bratscher ein Sonderlolli das Solo im ersten Faurésatz.

Für den Bratschenpart hatte Jakub Tylman seinen Philharmoniker-Kollegen Hardy Wenzel gewonnen, die Geige spielte –gewohnt zupackend, wir kennen ihn nun schon – wieder sein Freund Luděk Růžička, und statt seiner geliebten Orgel traktierte Georg Wendt wie gefordert den Flügel. Der vierte Satz des Fauré-Quartetts hat schon etwas von einem Klavierkonzert: Millionen Noten allein, die Noten-Umblätterin kommt gar nicht zum Sitzen.

Beifall über Beifall für die Künstler, Plätzchen von Ute Kiehn – und die leise Überlegung bei der Heimfahrt durch den Brrrh-Herbst, warum ausgerechnet im Kraftwerk, montags abends alle paar Wochen, vor einem Publikum, das sonst mit klassischer Musik eher wenig am Hut hat, solche Frechheiten möglich sind. Dass ein Fauré einem Mozart den Mantel umlegt, und der wie angegossen passt.