„Carmen“ – eingespieltes Team bringt Klassiker auf die Bühne

Sie buhlt. Sie spielt. Sie flirtet. Sie ist eine richtige Carmen. Sophia Maeno schmiegt sich als Wunderweib ins liebestoll-rote Stoffgeschmeide. Mit der Seidenbahn angelt sie sich zuerst den Ex-Soldaten-und-bald-Schmuggler Don José, später den Stierkämpfer Escamillo und ziemlich schnell auch das Chemnitzer Publikum. Liebeshungrig die männlichen Protagonisten. Theaterhungrig das Publikum, welches monatelang pandemiebedingt nicht im Zuschauersessel Platz nehmen durfte.

Der Applaus der verspäteten Premiere – erst zwei Jahre nach Plan konnte die „Carmen“ über die Bühne gehen – war laut wie Tenor Gustavo Peña’s Don José und glühend wie Sophia Maenos Carmen.

Rückblende: Das Werk „Carmen“ erlebte zur Uraufführung 1875 in Paris aufgrund seiner Drastik einer Milieustudie ein Fiasko. Der gesundheitlich stark angegriffene Komponist Georges Bizet starb drei Monate nach der Uraufführung mit nur 36 Jahren und konnte somit die für die Wiener Erstaufführung geplanten Rezitative nicht mehr komponieren. Dies übernahm sein Freund Ernest Guiraud, der der Oper mit jener durchkomponierten Fassung zu Weltruhm verhalf. Inzwischen kehrt man jedoch zur ursprünglichen und für die Gattung der Opéra comique typischen Form mit Dialogen zurück, die Bizets Meisterwerk packende Authentizität verleihen. So auch in Chemnitz.

Regisseurin Arila Siegert, Bühnenbildner Hans Dieter Schaal und Kostümbildnerin Marie-Luise Strandt, sind ein eingespieltes Team. Sie haben am Opernhaus bereits „Pénélope“, den „Freischütz“, Tschaikowskys „Eugen Onegin“ und zuletzt auch Verdis „Maskenball“ inszeniert.

Peggy Fritzsche
Foto: Nasser Hashemi/Theater Chemnitz