Jazz in der Oper

und zog symbolisch den Hut vor soviel Begeisterung für das “andere” Genre, dem sich die Philharmoniker widmeten. Staunte über die Geigerin und den Oboisten, die sich wieder mal ihrer geheimen Instrumentenliebe, dem Saxophon, verschrieben hatten, deren Kollegen und den Freunden von der Leipziger Hochschule. Ganz anderes Publikum als sonst, dem Rolf von Nordenskjöld gleich in Dreifachfunktion als Bandleader, Moderator und Solist, einen jazzig-heißen Sonntagmorgen bereitete, während draußen alles grau in grau vor sich hinregnete (Sommer nennt sich das!) – zusammen mit der Band und vor allem der hin- und mitreißenden Madeline Bell. Freunde hätten sie gefragt: “Chemnitz – where is that?”. Jetzt wissen sie es: “Ich kenne Chemnitz” erzählte sie. Stimmt. Sie war schon mal hier als Gast der Big Band. Wir hören sie immer wieder gern, diese Frau mit mit ihrer beeindruckenden Röhre, ihrem überschäumenden Temperament, ihrer wahnsinnigen Musikalität. Sie hauchte Seele in tiefen Tiefen und jazzte improvisierend hohe Höhen – und war dabei ständig in Bewegung wie ein junger Hüpfer. Dabei wird die Dame jetzt im Juli 72! Vor ihrer Performance erst recht: Hut ab!