Das Theater in der Wende

Im Nachhinein betrachtet war die von Hasko Weber, dem damaligen Chef der „Dramatischen Brigade“, verfasste Resolution sehr „zahm“. Aber sie zeigte Wirkung. Die Theater in Karl-Marx-Stadt, vor allem das Schauspiel, boten den öffentlichen Raum und nutzten die Erfahrung ihrer Schauspieler, mit Sprache etwas zu bewegen. Sie haben eine wesentliche Rolle gespielt in jenen kritischen Tagen vom 7. Oktober 1989 im Luxor bis zur großen Kundgebung der Kulturschaffenden vor dem Karl-Marx-Kopf am 19. November. Da war die Mauer bereits gefallen…
Es war ein interessanter Abend im Schauspielhaus. Die erste Montagsrunde unter dem Hannah-Arendt-Spielzeit-Motto „Niemand hat das Recht zu gehorchen“ grub der „Bedeutung des Theaters in der Wendezeit“ nach. Viele Zuhörer ergänzten die Diskussionsrunde auf dem Podium. Dort saßen Hartwig Albiro, der ehemalige Schauspielchef, der am 7. Oktober abends die Resolution verlesen hatte, Laszlo Frakas, der die heute immer noch tief berührenden Bilder vom Schweigemarsch der 700 und das Geschehen an der Zenti geschossen hat, die Schauspieler Ulrich Lenk, in dessen Ausbildungszeit die Wende eine Zäsur schnitt, und Stefan Migge, der, im Westen geboren, an diesem Abend mehr über das Geschehen im Herbst 1989 erfuhr als in der ganzen Schulzeit zusammen. Die Leitung des Gesprächs hatte Johannes Schulze, der Vorsitzende des Theaterfördervereins.

Das schreibt die Freie Presse über die erste Montagsrunde
Die nächsten Themen:
„Wofür und Wogegen – das (post-)dramatische Theater der Nachwendezeit (26. Januar)
„Ist die Zeit aus den Fugen? – Betrachtungen zum Theater heute“ (30. März)
„Sehnsucht nach Geschichten? – Das Theater von morgen und übermorgen“ (11. Mai)