Akademisten

Großartiges Dankeschön der Orchester-Akademisten

„Ich wäre froh, verstünde ich Eure Kultur nur ein bisschen so, wie Ihr unsere Kultur jetzt schon intus habt“, sagte, fast ein wenig gerührt, der Mentor der Akademisten, Konzertmeister Hartmut Schill, als er den jungen Musikern dankte. Sie hatten eben Schostakowitschs (wohl berühmtestes – mutig, die jungen Leute!) 8. Streichquartett hingezaubert, wie es schöner kaum vorstellbar ist. Schills Kompliment hat Gewicht. Er weiß, was das für ein verdammt schwieriges Stück ist – mit seiner Melancholie über der Melodie aus den Noten D-Es-C-H, den Anfangsbuchstaben des Komponisten, den revolutionären Kraftakten der gehauenen Doppelgriffe in den unteren Stimmen, denen die erste Violine noch tiefer melodiöse Hoffnung aus dem „Untergrund“ gibt,  dem himmlischen Walzer und dem lehmirdischen Wabernebel in den Sordino-Passagen.

Die vier jungen Leute sind jetzt schon Spitzenklasse. In der Abstimmung, wie man vier individuell gestaltete Tonpassagen zu einem noch runderen Ganzen macht, wie man miteinander pianissimo haucht und gemeinsam brüllt und drückt, bis es fast weh tut. So muss sich das Schostakowitsch vorgestellt haben, als er sein 8. Streichquartett schrieb – die „Summa“ seines Schaffens, mit vielen Zitaten aus anderen seiner Werke. Autobiografische Züge trage es, sagen manche. Schostakowitsch  hat es – weit weg von dem auch nach Stalins Tod diktatorischen Kreml, der ihm das Leben schwer machte – 1960 in Sachsen, in Gohrisch, niedergeschrieben. Er ahnte, er würde hier nicht bleiben dürfen…

Was die Politik mit Menschen machen kann – das wusste Schostakowitsch, das wissen auch die vier jungen Koreaner, deren Land noch immer getrennt ist. „Und uns Deutschen ist das auch nicht fremd“, merkte Hartmut Schill an. Er hatte zu Beginn der Matinee die jungen Musiker interviewt, versucht, aus ihnen herauszulocken, wie sie leben, was sie motiviert, wie sie zur Musik gekommen sind. Und so zurückhaltend sie (im Gegensatz zu ihrer Musiksprache) sind, Schill gab – unterstützt von Dae-Kyu Park, seinem Kontrabasskollegen in der Philharmonie, der schon neun Spielzeiten in Chemnitz lebt, und dolmetschte) – nicht nach. Er entlockte der Cellistin eine zarte pentatonische, koreanische Volksliedmelodie und dem Bratscher das Geständnis, wenn deutsche Küche, dann am liebsten Schweinshaxe… (Schill selbst, einmal drei Wochen in Korea, habe, erzählte er, angesichts der exzellenten koreanischen Küche keine Sekunde europäisches Essen vermisst).

Die vier Akademisten sind nicht nur wunderbare Musiker, sondern auch wunderbare Menschen. Sie sprechen koreanisch, aber sie lieben Deutschland und die europäische Kultur. Schill und seine Mit-Mentoren (hauptsächlich Matthias Worm und  Thomas  Bruder) haben ihre Arbeit mit ihnen gern gemacht, wie Schill versicherte. Johannes Schulze dankte ihm und seinen Mitstreitern herzlich dafür im Namen des Theaterfördervereins.

Alle zusammen, die vier Akademisten und ihre Mentoren, werden wir noch einmal gemeinsam hören können. In einem eigens dafür erarbeiteten Konzertprogramm Anfang Juni in der Jacobikirche. Wir freuen uns jetzt schon drauf. Den genauen Termin erfahren Sie baldmöglichst hier auf dieser Seite.

Mehr über die einzelnen jungen Musiker erfahren Sie hier.