Die Erklärung für dieses auf den ersten Blick verrückte Manöver ist einfach: Die Amtszeiten der einzelnen Vorstandsmitglieder beginnen (oder setzen sich fort) jeweils individuell mit der Wahl für drei Jahre. Da die „Anfänge“ der einzelnen Vorstandsmitglieder aber unterschiedlich lagen, müsste bei jeder Mitgliederversammlung wieder gewählt werden. Unnötiger Aufwand. Also stellte sich der komplette Vorstand zur Wahl. Und wurde unter der Wahlleitung von Dr. Wolfgang Ahlemeyer einstimmig für die nächsten drei Jahre gewählt. Johannes Schulze bedankte sich für den großen Vertrauensbeweis.
Der Förderverein hat ein erfolgreiches Jahr hinter sich. Er hat wieder die „großen Brocken“ gestemmt und Schauspielstudio und Akademisten der Philharmonie finanziert – und er hat bei vielen anderen Projekten und Produktionen geholfen. Herausragend das Crowd funding für die „Schneekönigin“. Mehr als 10.000 € haben Mitglieder und Sponsoren aufgebracht, dass die „Schneekönigin nicht wie eine Bettelprinzessin“ daherkäme. Großer Erfolg – herzlicher Dank des Vorsitzenden. Und, mindestens genauso schön: der Verein steht finanziell auf gesunden Füßen und kann auch nächstes Jahr die selbst gestellten Aufgaben für das Theater stemmen, wie Schatzmeister Michael Schlagenhaufer erfreut feststellte. Leichte Arbeit für die Kassenprüfer Angelika Brühl und Peter Klingst, die auch für das kommende Jahr einstimmig im Amt bestätigt wurden.
Die Freude über die erfolgreiche Arbeit des Fördervereins war auch den Theaterleuten anzumerken: Generalintendant Christoph Dittrich dankte allen Mitgliedern „aus ganzem Herzen“. Er wisse, dass der Förderverein in der Öffentlichkeit zunehmend wahrgenommen werde – als Repräsentant des Publikums, für das alle Theaterleute ihre Arbeit machten.
Dittrich selbst stellte beim Ausblick auf die kommende Spielzeit als eines seiner Highlights die Produktion von Lucia di Lammermoor vor – mit der interessanten Doppelbesetzung der Lucia: Nicht nur Valentina Farcas als Gast singt die berühmte Wahnsinnsarie, sondern auch Guibee Yang, Chemnitzer Publikumsliebling, macht ihre ersten Schritte ins dramatische Fach. Der neue Orchesterdirektor Raimund Kunze schwärmte von der 2. Mahler-Sinfonie, die Frank Beermann – einziges Werk in neun Jahren – zum zweiten Mal auf den Spielplan gesetzt hat: es ist seine letzte in Chemnitz. Carsten Knödler fragte sich verwundert, warum Dürrenmatt nie in Chemnitz/Karl-Marx-Stadt gespielt worden sei (Ex-Schauspieldirektor Hartwig Albiro unter den Gästen schmunzelte achselzuckend – auch keine Ahnung, warum nicht) und freute sich auf den „Besuch der alten Dame“. Die neue Figurentheaterchefin Gundula Hoffmann weckte jetzt schon Lust auf den Comic „Lucky Luke“, den sie erstmals auf die Bühne bringen wird. Ballettchef Reiner Feistel bringt wieder eine Uraufführung („Uraufführungen sollen unser Markenzeichen werden“): Tschaikowskis „Eugen Onegin“ als Ballett. Und Co-Chefin Sabrina Sadowska freut sich nicht nur auf die zahlreichen Wiederaufnahmen und die Kooperationen mit anderen Sparten und Auftritten auf ganz ungewöhnlichen Spielorten (Stadtbad), sondern denkt vor allem an die internationale Ausstrahlung des Chemnitzer Balletts. In wenigen Tagen, vom 17. bis 21. Juni, wird Chemnitz das erste internationale Festival für zeitgenössischen Tanz (Tanz|Moderne|Tanz) erleben.
Der Förderverein habe, konstatierte sie dankbar, mächtig mitgeholfen, dass dieses Festival über die Bühnen und Marktpflaster gehen kann. Nur eine der Aufgaben, die dem Förderverein nicht ausgingen, wie Johannes Schulze feststellte. Um „Wiener Pauken“ für die Philharmonie wolle man sich neben allem anderen (den „großen Brocken“ Studio und Orchesterakademie, dazu der Nachtschicht und den Schultheaterwochen und vielem mehr) kümmern, und um eine neue Bassflöte.
Viele Vorhaben und Aufgaben – aber Mitglied im Förderverein soll vor allem auch Freude machen. Zum Beispiel bei Speis und Trank in netter Runde, Gesprächen mit den Theaterleuten und untereinander. Draußen goss es vom Himmel, drinnen im Exil freuten sich die Mitglieder beim locker flockigen Ausklang eines erfolgreichen Jahres.