Total plemplem

Irgendwann mal vor demnächst 875 Jahren haben ja schwarzgekuttete Benediktiner im Schossteich geangelt und die nötigen Kräuter für köstliche Bouillabaissen aus dem Küchwald geholt. Jetzt pfiffen  die schwarzen weiblichen Pinguine vom Orden Die lieben Schwestern vom Kloster St. Christoph (der IntendAbt-Bruder Christoph D. amüsierte sich köstlich in der ersten Reihe der Empore und klatschte sich die Bethände wund) auf Kräuter (nur die Mutter-Oberin ließ sich durch deren Saft high-lig machen), rockten die Küchwald-Bühne und ritten den Lohengrin-Schwan in besagtem Teich. Gluck, gluck, weg waren sie. Zumindest ordentlich platsch hat es gemacht, als Mutter „Tonne“ den Fischen einen guten Tag sagte. Ertrunken sind sie nicht. Dafür lagen ein paar Mitschwestern tiefgkühlt auf Eis. Sie hatten nicht Frischfisch gekriegt, Schwester Julia mit dem edlen römischen Namen hatte sie und die 52 Mitschwestern in bester Cäsar-Manier mit Stinkefisch vom Hier ins Dort befördert. Hätte sie lieber auch mal den Job als Stinkefisch-Präsentatorin aufgegeben wie einst Verleihnix, die ungeliebte Krämerseele im Land des Hinkelsteinordens von A und O.

Nur wenige haben das Suppenmassaker überlebt, berichtete die Freie Presse, die sportlichsten. Sie haben den CFC in der Arena siegen sehen (was ab und an, wie am Freitagabend, ja vorkommen soll). Um jetzt nicht selbst in den Katzer-Keller des Roten Turms verknackt zu werden, müssen sie die Penunzen für die Beerdigung der Tiefkühl-Pinguine aufbringen. Und siehe da, sie haben alle in ihrer Vornonnenzeit ganz andere Träume gesp(n)onnen – unter den schwarzen Habits stecken Tütüs, jedenfalls Showtalente. Zu alten Griechen-Römer-Zeiten war ein Talent 100 Lira wert. Heute wollen nicht nur die Griechen Euros, sondern auch die lieben Christoph-Sisters.

Wir wollen nicht zu viel verraten. Aber was ist schon jene Annie (mit der Gun) – „alles was Du kannst, ich kann’s viel besser als Du“ – gegen das Nonnen-Mantra „Ich bin heiliger als Du“! Kurzum, am Ende zieht die Gema ihren gefräßigen Schwanz ein und die schwarzen Nonnen haben Kohle ohne Ende, auch für die Beerdigung.

Orgelt nonnigwonnig mit und ohne Hashtropfen: Schwester Maria Rotschuh Jakob (Jakob Brenner)

Vorher schwimmen über den tönenden Nonnensee des Blödsinns Lohengrins Schwan und ABBA, die Königin der Nacht und Eliza Doolittle, Starlight Express und Cabaret, das Phantom der Oper und die fanbachsche d-moll-Toccata, Hair und Country, Rock, Ländler und Swing – was Schwester Maria Jakob alias Rotschuh-Brenner da zusammengezaubert hat, pfeift nönnigselig aus höchsten und groovt aus tiefsten Tönen. Und während bei Capri die rote (oder tote?, weiß ich nicht mehr, ist auch wurscht) Nonne im Meer versinkt, nudelt sich gregorianischer Hall draußen ins Foyer. Hat Schwester Maria Jakob mal die Orgel-Hände frei, weil die Backing-Tracks ganze Arbeit leisten, pustet sie auch schon mal Seifenblasen. Teufelskerl, dieser Jakob Brenner (a propos: wie zählt eine Nonne? 1,2,3,4,5, Teufel, 7…).

Selbst die Witze haben in diesem Non(n)sens keinen Bart. Das Publikum krümelt sich. Schiebt die Nonne einen Kinderwagen vor sich her. „Was ist da passiert“? „Kardinalfehler“. Die Truppe, die schon in der vorigen Spielzeit mit den Proben und den Aufnahmen für den bekloppten Sister-Film mit dem Besuch bei den tierischen Watschelschwestern im Tierpark Limbach-Oberfrohna begann, feuert Gags am Fließband pointengenau und lässt sich doch nicht den improvisierenden Spaß an der Freud‘ verderben.

Das ist auch dem Bühnen-Lenkgott Matthias Winter zu verdanken. Der kann nicht nur Musicals, der glitzert  auch Show. Ihm konnte weder Bassbrummler Gunther Emmerlich für den Begrüßungstext widerstehen, noch Kamilla Senjo und das Team von MDR „brisant“. Und er kriegt Freunde aus fast allen Sparten des hohen Hauses dazu, den Nonnen auf die Sprünge zu helfen: Helena Gläser und Alessio Ciaccio vom Ballett halfen bei der klick-klackigen Steppszene, Gundula Hoffmann und Gerlinde Tschersich vom Figurentheater bastelten mit am Auftritt der Puppengroßmaulnonne, Musiker der Robert-Schumann-Philharmonie spielten lustvoll die Backing-Tracks ein – diese Produktion macht sicht- und hörbar nicht nur dem Parkett Spaß.

Vor allem aber sind es die fünf lieben Schwestern, die die Non(n)sens-Pauke hauen. Schwester Maria Regina, die Mutter Oberin, ist im richtigen Leben Monika Straube. In was für unterschiedlichen Rollen haben wir die ehemalige Bachpreisträgerin und Kirchensängerin schon im Lauf der Jahrzehnte bewundert. Aber wie sie sich hier durch die Szene plustert, das ist Komödieantentum pur. „Ziemlich glücklich“ sei sie darüber, sagt Sylvia Schramm-Heilfort, dass „Bruder Wurzel [Betriebsdirektor der Oper] und Bruder Dittrich, sie zur Nonne gemacht haben und sie die Schwester Maria Hubert spielen lassen. Sylvia SH ist wohl die Nonne mit den himmlisch ewigsten Musical-Erfahrungen im Team. Sie singt wie Maria höchstselbst und hubert gleichzeitig unberührbar durch den Non(n)sens-Quatschmatsch. Die Chemnitzerin Müller-Kretschmer ist durch das W.M.-Kloster gegangen, ehe sie Schwester Robert Anna wurde, die einzige, die nicht Maria heißen, sondern nur wie deren Mutter annen darf. Wie sie die Musical-Hochlichter quer durch die Szene hairt, doolittlet und sternenkriegt, das ist von ganz oben gnadenbestrahlt. Die beiden schwäbischen Schwestern sind Maria Amnesia und Maria Leo. Erstere – äh, was wollt ich sagen? habsch vergessen – ist nicht nur (beim Quiz) eine grandios persiflierende Kulenkämpferin vom Frankenfeld, sie kann nicht nur schwäbisch Hallen wie einst bei Jesus Christ Superstar, sondern auch die Krallen ausfahren wie bei Cats schon im Kindergarten. Das kriegt dann auch die allmächtiggewesenseiende Gema zu spüren – was für eine Non(n)sens-Type! Gleich drei Löwen zieren das Wappen des südwestlichen Heimatlandes von Katharina Boschmann, der mittlerweile sächsischen Novizin und Leo-Löwin. Sie tütüt nicht nur auf rosa Spitzen, sie ist (Rosenthal würde sagen…Das war…) Spitze!

Alles „Non(n)sens“, plemplem im höchsten Grad. Aber selbst teuflische Griesgrämer spüren ihre Lachmuskeln heute noch am stürmischen Sonntag. Intelligente, schnell geschnittene, professionelle Unterhaltung – juxt und tollt und nonnt weiter! Wird sich schnell rumsprechen, dass Ihr Götterlieblinge seid, ihr Christoph-Sisters. Auch wenn die Wissenschaft noch fragt, ob Gott Humor hat. Hat er, wenn man Euch erleben darf.

Die nächsten Vorstellungen sind am 26. November, 15.00 Uhr, und 7. Dezember, 19.00 Uhr, im Opernhaus Chemnitz.