Sie sind dann mal weg. Aber stets präsent…

Beermann ist nur einer unserer „Korrespondenten“ von der Spanien-Tournee der Robert-Schumann-Philharmonie. Sie blasen, sie streichen und dirigieren – und schreiben sich nebenher die Finger wund und fotografieren auf Teufel komm raus für uns daheim.

2013 war die Robert-Schumann-Philharmonie schon einmal in Spanien. Damals kam uns die Idee, die Erlebnisse in Spanien für die Daheimgebliebenen, die Kollegen, Freunde und Theaterliebhaber, zeitnah auf der Theaterfördervereinsseite im Internet festzuhalten. Das kam super an. Keine Frage, das wollten wir wieder machen.

Also Mail an Claudia Schöne (Oboe, Englischhorn), die damals als Vor-Ort-Reporterin agierte. Sie gestand, „dass mir die ‚Reportage‘ vor drei Jahren Spaß gemacht hat und in Zusammenarbeit mit den Kollegen im Bus, oder an der Hotelbar doch auch für viel Heiterkeit gesorgt hat. Auch wenn für mich als ‚Technik-Null‘ die Übertragung eine große Herausforderung war…“ Doch werde sie diesmal „lediglich als entspannte Musikerin mitreisen: kein Laptop, keine Verantwortung, keine Kamera, keine Netzsuche abends im Hotel…. Aber natürlich haben wir junge und nette Kollegen, die das gern übernehmen…“  

Das tun sie. Philipp Löschau (Fagott) ist dabei. Er schreibt nicht nur, er lädt seine Bilder auch auf Dropbox hoch. Raimund Kunze, der Orchesterdirektor mailt Neues. Und jetzt wurde auch Sebastian Mickelthwate (Bratsche) angesteckt. Und während Beermann schon die Ankunft am Etappenziel Pamplona mit minimalistischen Handbewegungen per Druck auf den Auslöser festhält, haben die anderen im Bus noch Zeit für ihre kantilenigen Hintergründe. Sie klingen sooo schön. Diese Rückblicke wollen wir Ihnen – in Auszügen – nicht vorenthalten.

Philipp Löschau (PL) mailt direkt „Im Moment folgen wir dem Pilgerweg nach Pamplona“. Schon auf dem Weg nach Logroño waren Sebastian Mickelthwate (SM) „Ich bin dann mal weg“-Gedanken gekommen: „14 Grad Außentemperatur, es geht knapp über 1000m hoch! Wanderer mit Regencapes tauchen in recht kleinen Abständen mal rechts, mal links von unserer Straße auf. AOK Gesundheitslauf??? Beim Überfahren einer Brücke kommt ein Hinweisschild mit einer blau-gelben Muschel: Aha, unsere heutige Route folgt dem Jakobsweg, dem jährlich inzwischen über 200.000mal begangenen Pilgerweg nach Santiago. (Aber immer parallel zur Autobahn zu laufen hätte ich keine Lust…)“

Lust macht den Musikern das Leben in Nordspanien. „Die größte Begeisterung löst jedoch der fantastische Rotwein Rioja aus“, schreibt PL. Schade nur, dass sie das tagsüber alles nicht so recht genießen können: „In der Stadt [Logroño] ist man stolz auf den Rioja, den ‚spanischen Nationalwein‘“, bestätigt SM. „Dank der Hoteliers finden wir schnell das Kneipenviertel. Es ist Sonntagmittag, die Tapasbars sind voll, und laut! Eine Mädchengruppe führt vor der Kathedrale andalusische Tänze auf… Nun aber doch nochmal aufs Ohr gelegt, der Abend wird lang!“

Anspielprobe. Die Musiker „staunen über den fantastischen Konzertsaal, der möglicherweise etwas überdimensioniert ausgefallen ist.“ (PL) „Wenn nicht die schwarzhaarigen, spanischen Bühnenhelfer herumlaufen würden, könnte man glatt meinen, man wäre in einem skandinavischen Konzertsaal!“, fügt SM an und vergisst auch nicht ein Dankeschön: „Unsere drei Orchesterwarte (ich benutze in diesem Fall die männliche Bezeichnung für beide Geschlechter!) haben in gewohnter Weise die Bühne inkl. Hinterbühne für unser Konzert bestens präpariert, sodass alle ihre Instrumente und Konzertkleidung wohlbehalten vorfinden. Prima, danke!“

Dann aber eine Enttäuschung: „Oh, Saal nur zum Drittel voll! Naja, wir spielen trotzdem. Hauptsache, der Veranstalter ist zufrieden.“ (SM) Später erfahren wir dann von PL, dass „sich der Saal für uns überraschend erst im Verlauf des Konzertes füllt“. Trotzdem sein die Konzertatmosphäre toll gewesen. Ob Bidini das auch so empfunden hat? Sieht so aus: „Herr Bidini kommt nochmal auf die Bühne, setzt sich auf seinen Klavierhocker, sammelt sich, schaut in die Luft, wartet einen Augenblick, wendet sich an Frau Sandmann und fragt sie flüsternd: ‚Soll ich was Kurzes oder was Langes spielen?‘ Sie zuckt mit den Schultern, antwortet ihm erheitert, schaut dann belustigt zurück ins Orchester. – Hm. Es war eher länger als kürzer…“ (SM).

Das Konzert wurde, wie wir schon wissen, ein Erfolg. „Die Quoten für das parallel laufende Endspiel des Spanischen Pokals wurde durch unser Konzert vermutlich erheblich beeinträchtigt“, gibt sich Philipp Löschau stolz wie ein Spanier. „Da das Spiel zwischen Barcelona und Sevilla in die Verlängerung geht, mischen wir uns unter die einheimischen Fans und verbringen den Rest des Abends in den Bars der belebten Altstadt.“

Der Held…

Die Chemnitzer waren auf der „richtigen“ Seite. Barcelona gewann schließlich durch Tore von Jordi Alba (97.) und Neymar (120.+2) 2:0 gegen Sevilla. Zu beiden Toren hat Messi die Vorlagen gegeben. Das Double auch in Spanien war perfekt. Der Rioja floss in Strömen…

Unsere „Korrespondenten“ haben überlebt. Mal sehen, was sie uns über Pamplona berichten werden…