Die Orchesterakademie ermöglichte bereits rund 50 Nachwuchsmusikern u. a. aus den Niederlanden, Polen, Südkorea, Österreich und Deutschland den Einstieg in den Theater- und Konzertalltag. In einer einjährigen Ausbildung werden jedes Jahr vier Musikstudenten in Instrumental- und Kammermusikunterricht durch ihre Mentoren, selbst Musiker der Philharmonie, ausgebildet und in Vorstellungen des Musiktheaters sowie in Konzerten eingesetzt. Mit dieser Institution wird ein wichtiger Baustein für den Erhalt einer einzigartigen Orchesterlandschaft geleistet. Finanziert wurde und wird die Akademie (wie etwa auch das Schauspielstudio) zum großen Teil vom Theaterförderverein.
Zum 4. Kammermusikabend wird die Orchesterakademie nun im Rahmen eines Festaktes in Rudolf-Kempe-Orchesterakademie umbenannt. Der Namensgeber war von 1945 bis 1948 in Chemnitz als Generalmusikdirektor tätig und trat von hier aus seine international vielbeachtete Dirigentenlaufbahn an. Er war nicht nur am Wiederaufbau des Chemnitzer Musiklebens nach dem Krieg beteiligt, sondern half mit Engagement und großen Visionen über die traumatische Krisenzeit hinweg. Jener Geist soll wiedererweckt und den jungen Musikerinnen und Musikern auf ihrem Weg mitgegeben werden.
Rudolf Kempe gehört zu jenen Dirigentenpersönlichkeiten, die mit ihrer Liebe zur Musik, ihrem Idealismus und Charisma auf internationalen Konzertpodien mit besonderer Hingabe und Leidenschaft die großen Werke der Orchesterliteratur interpretiert haben und dadurch unvergesslich geworden sind. Bevor sich der gebürtige Dresdner zu Klangkörpern u. a. in London, Zürich und München aufmachte, wirkte er nachhaltig in Chemnitz: 1942 zunächst als 1. Kapellmeister, ab 1945 dann als Generalmusikdirektor am Chemnitzer Opernhaus. Laut seiner Aufzeichnungen hat er ca. 600 Veranstaltungen in Chemnitz dirigiert. Unter Rudolf Kempe kehrten auch die Werke von Richard Wagner, der durch die nationalsozialistische Vereinnahmung stigmatisiert war, wieder auf die Chemnitzer Bühne zurück. Kempe war ein Dirigent, der sich durch große Bescheidenheit auszeichnete, der der Musik diente und gemeinsam mit den Musikern im Moment der Aufführung Geniales erschuf.
Im Zusammenhang mit der feierlichen Umbenennung der Orchesterakademie kann (ab 18.30 Uhr) eine Ausstellung über Rudolf Kempe im Opernhaus besichtigt werden. Cordula Kempe, die Witwe von Rudolf Kempe, wird anwesend sein.
Der Festakt findet während des 4. Kammermusikabends der Robert-Schumann-Philharmonie am
28. Januar 2018, 19.30 Uhr im Opernhaus Chemnitz
statt. Das Programm:
Jeffrey Goldberg, Aubade für Flöte und Klavier
Jacques Ibert, „Jeux“, Sonatine für Flöte und Klavier
Wolfgang Amadeus Mozart, Quintett Es-Dur KV 452 für Klavier, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott
Ludwig van Beethoven, Klaviertrio D-Dur op. 70 Nr. 1 „Geistertrio“
Ausführende: Guillermo García Calvo und Jeffrey Goldberg, Klavier und Musiker der Robert-Schumann-Philharmonie
Anlässlich der feierlichen Umbenennung der Orchesterakademie im Rahmen dieses Kammermusikabends ergänzen die Stipendiaten der Rudolf Kempe Society Milan Siljanov (Bassbariton) und Ammiel Bushakevitz (Klavier) sowie die aktuellen Akademisten der Robert-Schumann-Philharmonie Hyunjee Chun (Violine), Kyoungjie Kim (Violine), Deborah Sharon Krupa (Viola) und Friedemann Michael Herfurth (Violoncello) das Programm mit Liedern von Franz Schubert, Johannes Brahms und Robert Schumann.
Das schrieb der unvergessliche Addi Jacobi 2012 im „Stadtstreicher“ über Kempes Chemnitzer Wirken