Rudolf-Kempe-Akademie wird ausgebaut

Nicht nur, dass der GMD da war, war was Besonderes an dieser Matinee der Akademisten der Robert-Schumann-Philharmonie, die es nun im 14. Jahr gibt, wie Konzertmeister Hartmut Schill bemerkte, selbst Gründungsvater der Akademie. Seit Beginn ist auch der Theaterförderverein mit dabei. Ohne Moos nichts los…

Völlig neu: Ein Hornist unter den vier Akademisten – nur einmal in den langen Jahren gab’s noch einen „Fremdgänger“ neben den Streichern, einen Perkussionisten – nie werden wir sein Stuhl-Solo vergessen beim 20. Jubiläum des Fördervereins im Opernhaus. Junge Musiker aus anderen Instrumentengruppen sollen künftig keine Ausnahme mehr sein. Die Rudolf-Kempe-Akademie wird ausgebaut, kündigte Orchesterdirektor Raimund Kunze an, dem die Akademie sehr am Herzen liegt. Nicht nur musikalisch bringen die jungen Leute Input: den Kontakt zur Kempe-Witwe schuf eine Akademistin…

Kunzes Dank an Konzertmeister Hartmut Schill und seine Mitmentoren (in den letzten Jahren vor allem Matthias Worm (Bratsche) und Thomas Bruder (Cello) – jetzt auch die Hornisten Alexander Pansa und Benedikt Euler) quittierte Schill mit der nachdenkenswerten Bemerkung, dass man „noch nie gehört (habe), dass sich die Akademisten in Chemnitz nicht wohl gefühlt hätten.“ Und bildlich machte Oboist Ekkehard Hering klar, dass tatsächlich alle Philharmonie-Mitglieder die Akademisten als „Kollegen“ auf Augenhöhe schätzen. Er überreichte die herrlichen Dankesrosen an die Mitwirkenden.

Die zauberten zwar auf ihren Instrumenten (teils hochvirtuos mit seinem Horn Philip Usselmann mit „Las Tres Rosas del Cementerio de Zaro“ von Andrés Valero-Castells, aber auch die Streicher mit Haydns G-dur-Streichtrio Hob. V:20, und Tatjana Reuter und Philip Usselmann mit zwei Sätzen aus dem Brahms’schen Horntrio, bei dem Solorepetitor Dan Ratiu seine jungen Kollegen unterstützte). Aber sie waren auch nicht auf den Mund gefallen, als Hartmut Schill in seiner unnachahmlichen Art Interessantes aus Leben und Beruf herauslockte. So bekannte Cellistin Ricarda Roelcke aus Regensburg, dass sie nur zum Cello gekommen sei, weil ihr mit sechs die Geige „für meine Ohren zu schrill“ klang. Und dass es für sie eine Bereicherung sei, jetzt – da auch im Orchestergraben in der Oper – „kiloweise Noten zu studieren“, wie es ihr Schill in den Mund gelegt hatte.

Bratscher sind eine gesuchte Spezies, wie wir später von Raimund Kunze erfuhren. Niemand hatte sich beworben. Dafür zwei wunderbare Geigerinnen: Tatjana Reuter, die sich freute, jetzt wieder zurückgekommen zu sein in die Heimat – obwohl die Weltenbürgerin in Deutschland „nur“ geboren worden war und zwischenzeitlich mit ihren Eltern, mit denen sie zuhause Afrikaans spricht, in Südafrika, Australien, Finnland („Dort ist es mir auf die Dauer zu dunkel“) und den Niederlanden gelebt hat. Verrückte Zufälle auch im Leben der Südkoreanerin Hyunjee Chun, die – Ausnahme – schon im zweiten Jahr (seit Dezember 2017) der Akademie angehört: Ihre Schwester studiert Geigenbau. Wo? Im Mekka des Geigenbaus, in Cremona. Und Schill musste gar nicht dreimal fragen, woher das tolle Instrument stammt, auf dem sie virtuos musiziert….

Schöner Vormittag, auch für GMD Guillermo García Calvo, der sich am Rande freute, dass ihn die beiden Kunze-Kinder herzlich wie einen Freund begrüßten, der vielleicht aber auch schon an seine neue „Walküren“-Herausforderung dachte: Die Robert-Schumann-Philharmonie mit ihren Akademisten und herausragende Sänger sind am 1. März in Ludwigsburg, wo sie die Chemnitzer „Walküre“ konzertant aufführen – engst belauscht nicht nur vom Publikum, sondern auch von den Rundfunkmikrofonen. Die Aufführung wird mitgeschnitten. Qualität hat einen Namen…

Vormerken: Die Abschlusskonzerte der Akademisten mit ihren Mentoren sind mittlerweile Kult. Wir sind gespannt, was sie uns dieses Jahr in der ungewöhnlichen Besetzung präsentieren werden. Das Konzert findet statt am 21. Juni in der Chemnitzer Jakobi-Kirche.