Mehr Geld für das Theater?

Bestbesuchte Wahlrunde

Mit fast 400 Zuhörern, darunter viele vom Theaterförderverein, war das die bisher bestbesuchte Veranstaltung im Marathon der Kandidaten-Vorstellungen, wie Stephan Scholz, Chef der Freunde der Kunstsammlungen, in seiner Begrüßung erfreut feststellte.

Die 25,3 Mio Zuschuss für die Theater reichen nicht. Schon gar nicht angesichts des auslaufenden Haustarifvertrags. Alle OB-Kandidaten stimmten darin dem Vorsitzenden des Theaterfördervereins, Johannes Schulze, zu, der die mehr als zweistündige Veranstaltung moderiert hatte. Ideen, woher das Geld kommen soll? Fehlanzeige…

Aber immerhin: In den Vorwochen war ständig das unsägliche KPMG-Gutachten geschwenkt und von Kürzungen, Schließungen (Ballett, Figurentheater) und Personalabbau (auf 350, gerüchteweise sogar auf 320 Mitarbeiter von bisher 450) gesprochen worden. Davon war keine Rede am Dienstag. Auch am Status der Robert-Schumann-Philharmonie als einziges südwestsächsisches A-Orchester (während es in Dresden und Leipzig jeweils zwei gibt) rüttelten die Kandidaten Barbara Ludwig (OB, SPD), Jens Weis (FDP), Miko Runkel (Die Linke), Ralph Burghart (CDU) Hans-Jürgen Rutsatz (Volkssolidarität) und Volkmar Zschoke (Grüne)nicht.

Erhalt von Qualität und Vielfalt

Unterschiedlich war der Ton. Volkmar Zschoke („Das Theater ist ein großer Schatz”) warf sich engagiert auf die Pro-Seite eines Erhalts des Theaters in mindestens der jetzigen (beachtlichen) Qualität und Größe. Barbara Ludwig bremste sich in der spürbaren Pro-Haltung sichtlich – sie ist ja nicht nur Kandidatin, sondern direkt im täglichen (auch Budget-)Geschäft, über das sie nicht sprechen darf/kann/will. Allgemeine Heiterkeit im Publikum – ein Zeichen von Stolz auf die Kultur ihrer Stadt! – erregte Hans-Jürgen Rutsatz mit seinem spontanen Vergleich mit Krefeld (war wohl zu spontan, wie er gleich bemerken musste…). Miko Runkel will dem Theater durchaus mehr Geld zugestehen, wenn dafür die soziokulturellen Aktivitäten nicht bluten müssen. Für Ralph Burghart vertiefte sich im Lauf der Diskussion die Erkenntnis „dass Kultur für uns wichtig ist. Erhalten der Vielfalt, eine Herausforderung”, der er sich gern stellen wolle, wie er noch in der Nacht auf Facebook postete.

Was klar wurde an diesem Abend: Chemnitz ist, will zumindest, eine Kulturstadt sein. Die Kulturschaffenden bringen sich ein, dass die „Seele der Stadt” (Egmont Elschner, Vorsitzender des Kulturbeirats in einem kurzen Statement) keinen Schaden nimmt. Aber der Weg, bis für die Kultur verlässlich auf Jahre hinaus Sicherheit auch finanziell besteht, ist noch lang. Aber die Chemnitzer geben nicht auf. Und stehen zusammen. Viele Theatermitarbeiter waren gestern da, auch der Intendant. Viele von den Museen, auch die Generaldirektorin. Viele Chemnitzer Künstler. Viele Mitglieder aus Kulturvereinen und Serviceclubs wie Rotary. Und eine Menge (wählender) Chemnitzer, denen die Kultur ihrer Stadt am Herzen liegt. Und die wünschen, dass sie Chefsache wird im Rathaus.

So berichtet Sachsen Fernsehen

Und so beschreibt am 16. Mai Swen Uhlig in der Freien Presse die Diskussion