Zu Recht lieben sie dieses Theater, nicht nur, weil sie hier große Erfolge feierten. Sondern weil dieses Haus etwas Besonderes ist, um das die „Leipziger Chemnitz richtig beneiden“, wie Enrico Lübbe zum Abschied sagte. Der künftige Intendant des Leipziger Schauspiels war wegen der neuen Aufgabe von seinem Amt als stellvertretender Vorsitzender im Chemnitzer Förderverein zurückgetreten, bleibt aber („klar, doch“) im Verein, sein Nachfolger im Vorstand wurde (einstimmig gewählt) der künftige Chemnitzer Schauspieldirektor Carsten Knödler. Als weiteres Vorstandsmitglied wurde – ebenfalls einstimmig – die Chemnitzer Kulturmanagerin Steffi Schmidtke gewählt.
Wer sich in Chemnitz nicht ernsthaft um die Kultur bemühe, habe schlechte Karten. Das hätten die Ergebnisse der ersten Runde der OB-Wahl gezeigt, sagte Johannes Schulze, der den Bericht des Vorstands gab. Man habe das ahnen können: Die vom Förderverein zusammen mit den Freunden der Kunstsammlungen veranstaltete Kandidatenrunde im Opernhaus sei die bei weitem bestbesuchte Kandidatenrunde vor der OB-Wahl gewesen. Kultur sei nicht eine elitäre Veranstaltung für wenige. Immer mehr Chemnitzer spürten, dass die Seele der Stadt beschädigt würde, würde der Kultur und den Theatern der Hahn abgedreht. Deswegen engagiere sich der Förderverein massiv auch in der Öffentlichkeit, auch via Internet – der Dank des Vorsitzenden galt dafür allen Mitgliedern.
Besonders erfreut zeigte sich Johannes Schulze, dass Carsten Knödler keine Sekunde gezögert habe, und das Studio fortsetzen werde. Die ersten von ihm ausgesuchten Studenten aus Graz und Zürich waren am Wochenende bereits hier und haben sofort die Arbeit aufgenommen. Es wird viel auf sie zukommen – wie auf die Theaterleute überhaupt. Sieben Premieren plant Carsten Knödler innerhalb weniger Tage. Klar, muss sein. Man kann ja nicht jeden Tag seine „Virginia Woolf“ spielen, auch wenn sie noch so gut ist.
Der Förderverein hat wie in den Vorjahren auch im 21. Jahr seines Bestehens die Akademisten der Robert-Schumann-Philharmonie unterstützt, die Jugendtheaterwochen, die Nachtschicht, hat bei vielen anderen Projekten geholfen, und dank der Unterstützung der Schellhorn-Stiftung auch zum Kauf der großen Trommel und zum Entstehen der Torsten-Rasch-Kantate zum Friedenstag 2015 beitragen können.
Organisatorisch sei der Verein gut aufgestellt, wie Johannes Schulze sagte, und finanziell auch, wie Michael Schlagenhaufer, der „Finanzminister“ mit Zahlen untermauern konnte. Alle Projekte könnten auch in der nächsten Spielzeit verwirklicht werden. (Peter Klingst, der die Kasse geprüft hatte, wird sich künftig auf die Mitarbeit von Angelika Brühl freuen können, die als Rechnungsprüferin einstimmig gewählt wurde).
Emotional wurde der Abschied von Enrico Lübbe – dem die Mitglieder mit lang anhaltendem Beifall nicht nur für seine große Leistung als Schauspieldirektor und Regisseur dankten, sondern auch für sein Engagement im Förderverein. „Unsere Idee war gut, aber wenn wir nicht einen Macher wie Enrico Lübbe gehabt hätten, gäbe es in Chemnitz kein Schauspielstudio mehr“, sagte Johannes Schulze dankbar.
Interessante, fokussierte und amüsante Ausblicke auf die neue Spielzeit gaben Christoph Dittrich, Carsten Knödler und Manfred Blank. Interessant am Rande: Christoph Dittrich schätzt die Opernfrühstücke (-Matineen) hoch ein, sie sollen künftig wieder regelmäßig stattfinden. Über Ostern 2014 werde es ein mehrtägiges hochkarätiges Opernfestival geben, u.a. mit Wagner, Strauss und Verdi. Und Carsten Knödler berichtete von der neuen Bühne im Foyer des Schauspielhauses (an der Stelle der bisherigen Theke), von geplanten Aufführungen auf der Küchwaldbühne im Sommer und im Industriemuseum – spartenübegreifend, vom Figurentheater bis zum Ballett.
Noch mehr Mitglieder, noch mehr „Kämpfer“ für den Erhalt der Theater in mindestens der bisherigen Qualität gelte es zu gewinnen, gab Johannes Schulze eine der wichtigen Aufgaben für das kommende Jahr vor.
Der traditionelle Imbiss im Anschluss an die Mitgliederversammlung im Exil sah auch die weither angereisten Mitglieder in angeregtem Gespräch: den Fördervereins-Ehrenvorsitzenden, Karl Gerhard Schmidt, und die treuen Fördervereinsmitglieder Dr. Bernd und Ingrid Straube aus Wiesau/Oberpfalz, die eben aus Budapest zurückgekehrt waren, wo sie Wagner genossen hatten und trotzdem extra zur Mitgliederversammlung nach Chemnitz gefahren waren. Bemerkenswert, wie sie sich angemeldet hatten…