Leben. Lüge?

Jetzt also Tschechow. Im Programmheft hat man für die russische Schreibweise Чехов die angeblich wissenschaftlich richtige „Transliteration“ Čechov gewählt. Sei’s drum. Tschechow geht in den drei Einaktern der uralt menschlichen Frage nach, ob wir die sind, die wir scheinen, oder gar die, die wir sein wollen.

Katka Kurze und Dirk Glodde machen diese Selbstsuche, die eigentlich vergebliche Selbstfindung ist (das verbindet die beiden Aufführungen von 18 und 21 Uhr miteinander), zum leisen Kammerspiel. Erst Glodde als der alte Ex-Hamlet, Ex-Faust und Ex-Richard III, der nur noch den „Schwanengesang“ anstimmen kann (was Glodde über weite Strecken extrem leise tut…), dann Katka Kurze in ihrem Monolog, der eigentlich eine Rede über die „Schädlichkeit des Tabaks“ sein sollte, dann aber zu einer Abrechnung der untergebutterten Frau mit ihrem Gatten ist. Und mit der eigenen Lebenslüge.  „Der Bär“ schließlich führt zu den wenigen dramatischen Momenten des Abends – und die beiden in Corona-verbotene Kuss-Nähe. Aber die dürfen das. Sind auch sonst ein Paar.

Viel Beifall auch für Katka Kurze und Dirk Glodde. Schöner Abend nach der langen Corona-Pause. Wermutstropfen: Theaterclub geschlossen. Was machen zwischen den Aufführungen? Immerhin – vor an der Brücke, das Exil hat auf. Freundlich. Gut. Aber irgendwann braucht das Schauspielhaus wieder eine eigene Gastronomie.