Eine Stadt sieht blau. Blaue Nase. Blauer Reiter. Brücke, Bilder, Ballett.
Und mittendrin der Förderverein der Chemnitzer Theater. Eine besondere Vorstellung lockte viele Mitgliederinnen und Mitglieder Anfang April ins Opernhaus. „Wieso ist die Nase blau?“ stand auf dem Spielplan. Und unter anderem trafen sich zu dieser Tanzaufführung neben den ehrenamtlichen Unterstützern des Theaterfördervereins auch die Freunde der Kunstsammlungen Chemnitz. Denn alle eint: Ihre Herzen schlagen nicht nur für die Chemnitzer Kulturarbeit. Sondern derzeit vor allem für die expressionistische Avantgarde. Während im Kunstmuseum am Theaterplatz die Schau „Blauer Reiter und Brücke“ mit den Klassikern von Kandinsky, Kirchner, Klee, aber auch von Marc, Nolde und natürlich Schmidt-Rottluff“ in ihrer ganzen Farbenpracht zu sehen ist, zeigt das Theater den Tanzabend „Wieso ist die Nase blau?“ Und hier geht es um eine bunte Bühne für beeindruckendes Ballett.
Chroeografin Katarzyna Kozielska zeigt ihren Tanzabend zum Leben und Werk des expressionistischen Malers Karl Schmidt-Rottluff. Altgediente Erzählstruktur? Das braucht die Uraufführung nicht. Es wird einfach keine Künstler-Bio nacherzählt, keine legendenstrotzende Atelierstory auf die Bühne gepresst. Stattdessen wirbeln und räkeln und strecken und dehnen die Frauen und Männer der Chemnitzer Company ihre Körper, lassen Farben und Bilder blühen, werden zu Expressionistinnen und Expressionisten. „Schaut Euch das Stück mit dem Herzen an“, hatte Ballettdirektorin Sabrina Sadowska, selbst mit beeindruckender Bühnenpräsenz im Stück vertreten, in einer exklusiven Einführungsstunde den Besuchenden der beiden Fördervereine an selbiges gelegt. „Heute geht es nicht um Lebensdaten und nacherzählte Lebenswege. Sondern um die Kraft der Kunst.“
Als zu Beginn des 20. Jahrhunderts junge, impulsive, spontane, mutige Künstler auf akademische Regeln und figurative Bildkompositionen pfiffen, als Ernst Ludwig Kirchner, Erich Heckel, Karl Schmidt-Rottluff und Fritz Bleyl guten Geschmack neu denken wollten, als die vier Neudenker ihre Künstlergruppe „Die Brücke“ gründeten, da legten sie den Grundstein für deutschen Expressionismus und boten moderner Kunst eine Bühne. Die Gesellschaft sagte Tschüssi zu antiquierten Gesellschaftsmodellen und probierte sich in gewagten Reformen. Farbe und Form sprangen aus den Korsetts. Und gleichzeitig nahmen die Katastrophen des 20. Jahrhunderts ihren Lauf. Für die Freiheit einstehen, für friedliches Miteinander aufstehen, mit Kunst und Kultur in Krisenzeiten bestehen. Es war immer der Antrieb für Fördernde (zwei Spitzenförderinnen stellt übrigens auch das Ballettstück dar). Es bleibt immer der Antrieb für Fördernde. Zu tun gibt es grad reichlich.
Bildtext: Nora Seitz, Vorsitzende des Theaterfördervereins, und Kerstin Seeliger, Kulturmanagerin von den Freunden der Kunstsammlungen Chemnitz, trafen sich zur Vorstellung von „Warum ist die Nase blau?“ Beide Macherinnen treiben die Kooperation ihrer Vereinigungen an.
Foto: Peggy Fritzsche