Keine schlechte Nachbarschaft

Zwei große klassische Events in einer Woche – wo sollen da die Zuhörer herkommen? In der Tat, dieses Jahr ist es schwierig mit vollen Sälen. Auch wenn natürlich ein halb besetzter 1.700 Besucher fassender Saal immer noch mehr Besucher vereinigt als das komplett ausgebuchte Opernhaus in Chemnitz.

Bei der Anspielprobe (erst 19:15, Konzertbeginn ist je wärmer, desto später, in Murcia 20.30 Uhr) pickte sich Beermann Ausschnitte aus Beethovens Eroica, fand aber auch „viele Worte zu den Ursachen leerer Konzerthäuser im Zusammenhang mit der Wirtschaftskrise. Der Saal wirkte groß…über 1700 Plätze wollten erstmal gefüllt werden“, wie Raimund Kunze berichtet.

Schumann, Chatschaturjan, Zugabe. Pause. Da aber rieben sich Beermann un Raimud Kunze denn doch die Augen, als sie dem einen oder anderen Zuhörer erklären mussten, dass das Konzert noch nicht zu Ende sei, sondern mit der „Eroica“ noch ein besonderes musikalisches Dessert bereithielte.

„55 Minuten ‚Eroica‘ beendeten den Abenddienst, zufriedene Gesichter auf allen Seiten“, fasst Raimund Kunze den gestrigen Abend zusammen.

Dann hatten die Musiker aber wirklich Abspannen verdient. Sind anstrengende Tage in Spanien. Obwohl: mittags war die Agentin sehr spendabel. Sie sorgte für das leibliche Wohl der Chemnitzer „und lud alle zu einem ausgiebigen Essen ein: Drei Gänge, wahlweise mediterraner Salat oder Spargelrisotto als Vorspeise, im Hauptgang Paella oder Hühnchen und als Dessert eine Vla-Crème [auf gut Deutsch: eine Art holländischer Vanille-Pudding] oder eine Mousse au Chocolat“ (Raimund Kunze).

Aber das war Stunden her… Kein Wunder, dass sich die Musiker jetzt noch anderen kulinarischen Genüssen hingaben. Oder die kühlere Abendluft genossen bei einem Glas – nö. Nichts mehr mit Rioja.. „Cerveza“ (zu deutsch: Bier) erspähte Raimund Kunze in den Gläsern und wünschte allen „¡Buenas noches!“ Schmeckt nicht schlecht, die Cerveza. Ob die Londoner von der Royal Philharmonic das auch so sehen oder am Samstag ihr eigenes Ale mitbringen werden?