Kammermusik im Kraftwerk: So kann jeder Montag ausklingen

So stllten sich die Macher vor, was da geschehen sollte: Professionelle Kammermusik auf hohem Niveau, kein Klamottenzwang, ken Eintritt, eine Vase am Eingang für freiwillige Anerkennung. Für niemanden Schwellenangst. Die Musiker nicht auf der Bühne, sondern – in Jeans – mitten im Publikum. Nicht zu spät am Abend, so etwa um sechs Uhr, damit auch Mütter mit ihren Kindern kommen könnten. Nicht zu lang, vielleicht eine Stunde. Geht so was? Und wie! Schon am ersten Abend kamen mehr als 100 Musikfreunde ins Kraftwerk. Weder die Musiker, noch Ute Kiehnhatten mit so einem Andrang gerechnet. Und auch nicht mit der Begeisterung, mit der sich das Publikum von den Musikern mitreißen ließ.

Jakub Tylman der Cellist, hatte um sich Ovidiu Simbotin, Ludek Ruzicka (Geigen), Hardy Wenzel, Albrecht Kunath (Bratschen) und Julia Flögel (Cello) versammelt. Und die sechs spielten mit einer spürbaren Freude und Begeisterung eines der schönsten Kammermusikwerke der Weltliteratur: Tschaikowskis 1890 in Russland entstandenes Streichsextett „Souvenir de Florence“.Sie schenkten sich nichts, jagten förmich den „spirito“ des Allegros im ersten Satz, und verströmten alles „Brio“ im „Allegro con brio e vivace“ mit den vertrackten wie Synkopen wirkenden Kontrasten zu den Fugati der höheren Stimmen. Und dazwischen dieses wunderbare Adagio, die Melodie der ersten Geige und des Cellos über dem gezupften Italien… Traumhaft schön.

Romantische Kammermusik ausgerechnet im „Kraftwerk“, das hat was. Und weil’s so gut war, und den Menschen so viel Spaß gemacht hat, soll die Reihe weitergeführt werden, versprach Ute Kiehn unter heftigem Beifall. Spontan, locker, aber höchst professionell. Termine gibt’s noch nicht. Sie stehen dann in der Freien Presse („Toll diese Vorberichterstattung“, lobte Ute Kiehn) und werden über’s Internet auf den Homepages, per Mail und via Facebook verbeitet.

Philharmoniker, die sich trotz aller Spardiskussionen selbst motivieren und hineingehen in ihr Chemnitzer Publikum, begeisterte Chemnitzer, die ihre Philharmoniker desto mehr lieben – das ist gut. Schlichtweg gut. Wir sind sicher: Beim nächsten Mal reichen auch die 100 Stühle nicht mehr aus…