Junger Baden-Badener gewinnt Regie-Casting

Drei Regie-Teams hatten sich vor der Jury im Chemnitzer Opernhaus beworben. Nicht der Intendant bestimmte, wer 2018 den „Don Pasquale“ in Chemnitz inszenieren darf, sondern das Publikum. Gewagte Idee der Chemnitzer Theater. Aber eine erfolgreiche. So viele Jury-Mitglieder waren nicht erwartet worden…

Alle drei Regie-Teams hatten sich bereits der Fach-Jury beim „Ring award“ in Graz gestellt, zu dem sich 89 Teams beworben hatten. Sie waren dem Intendanten und seinen Fach-Begleitern aus dem Chemnitzer Theater in der steirischen Hauptstadt aufgefallen und nach Chemnitz eingeladen worden. Gewonnen hat in Graz ein anderes Team. Aber das dürfte Nils Braun ziemlich egal sein. Er darf (zusammen mit seinem Ausstatter Oliver Burkhardt, der erkrankt ist und deshalb heute nicht in Chemnitz sein konnte) den „Don Pasquale“ im Frühjahr 2018 in Chemnitz inszenieren.

Manchem Besucher-Jury-Mitglied fiel die Wahl schwer. Und in der Tat war, wie man hört, die Entscheidung recht knapp. Jan Eßinger und Béatrice Lachaussée haben ebenfalls interessante Arbeiten vorgestellt. Das Plus für Nils Braun: der Einzelkämpfer hielt eine engagierte, muntere Vorstellungsrede. Wie sich die zweidimensionale Bühne in ein farbiges 3-D-Spektakel entwickeln soll – auch das war für viele ein Votum wert.

Aber dass gerade ein junger Mann (unverheiratet, keine Kinder) an „Pasquale“ zeigen will, dass alle Dating-Plattformen heutzutage nur Schrott sind und wahre Liebe nicht im Internet, sondern im persönlichen Vis-à-vis wächst, das hat der Jury gefallen. Und dass Amor mitspielt, der dann auch noch im Heißluftballon auf die Bühne schweben wird. Das werden schnuckelige Bilder…

Nils Braun, 1996 in Köln geworden, lebt in Baden-Baden. Er hat Kultur- und Musiktheaterwissenschaften studiert und an verschiedenen Theatern die ersten Sporen verdient. Zur Zeit arbeitet er am Opernhaus Zürich.