Hartmut Schill: „Akademie macht Träume wahr“

„Da haben sie sich ein unglaublich schwieriges Stück ausgesucht“, meinte der erfahrene Orchester- und Kammermusikprofi. Schuberts Streichquartett ist musikalisch so tief und reich, dass es nicht nur bester Technik, sondern auch reifer musikalischer Erfahrung bedarf, dass dieses herrliche Werk auch so klingt, wie es klingen soll. Die Vier machten das zur großen Zufriedenheit des verdienstvollen Mentors, der zusammen mit seinen Kollegen Matthias Worm (Bratsche) und Thomas Bruder (Cello) (ehrenamtlich!) dafür sorgt, dass die jungen Bald-Profis nicht nur Orchestererfahrung, sondern auch Kammermusikkönnen sammeln. Und die Vier sind da schon sehr weit. Spielten sie heute noch den 2., den Thema gebenden Variationensatz und das Scherzo, so werden sie bei dem nun auch schon traditionellen Akademistenkonzert in der Jakobikirche im Juni das ganze Werk spielen. Und zwischendurch mit den Mentoren noch daran feilen. „Ich freue mich schon drauf“, meinte Schill.

Beifall für die musikalische Leistung, Lacher für so manches Schmankerl, das Hartmut Schill herauskitzelte. So bekannte etwa die herzig sympathische erste Geigerin Juhee Suh, dass sie zwar gerne esse und koch, aber „manchmal bereue ich, selbst gekocht zu haben“. Man kann ja nicht auf allen (Koch-)Feldern Profi sein. Dafür hat sie bei der Tante („Ich hatte Angst vor ihr“) die richtige Entscheidung gefällt: Tschüs gesagt, und Geige gelernt (die Mutter ist Geigerin). „Vielleicht ist die Geige mein ältester Freund“, gesteht sie heute.

Kyoungjie Kim ist schon seit März (also seit der letzten Spielzeit) dabei. Sie empfindet das als Glück. Zumal sie von den älteren Kollegen sehr herzlich aufgenommen worden sei. Ob sie Heimweh habe? Nö, gesteht sie offen. Hätte ich sicher, wenn ich vor 20 Jahren hierhergekommen wäre. „Aber jetzt gibt’s Skype und Facetime, da kann ich mich mit meiner Familie jederzeit unterhalten. Und auf Youtube finde ich schöne koreanische Rezepte“. Ob die beiden auch deutsches Essen mögen? Einhellig: Ja, nur ein bisschen salzig sei es.

Zum zweiten Mal ist mit der Bratscherin das Kind eines Musikers aus der Robert-Schumann-Philharmonie durch die harte Vorspielprüfung  gekommen.(Vor drei Jahren war es Michael Schmidt, der heute „quasi Kollege von mir“ (Schill) ist – Konzertmeister in Annaberg). Deborah Sharon Krupa hat schon immer davon geträumt, mit ihrem Vater (Petr Krupa, auch Bratscher und engagierter Musiker bei Tuya Klangwerk) an einem Pult zu sitzen. Aber „ich habe schon erstmal geschluckt, als gleich als erstes Werk der Rosenkavalier anstand“, gestand sie (Strauss hat für die Streicher verteufelte Stellen komponiert). Sie spielt eine Bratsche von dem Bad Brambacher Instrumentenbauer Walter Feiler, was

o Wunder, auch der Cellist Friedemann Michael Herfurth aus Leipzig tut. Schill, der Profi, hatte das auf den ersten Blick erkannt – die beiden erst heute früh entdeckt. Herfurth, künftig Masterstudent in Frankfurt, der schon bei den Dresdner Philharmonikern als Substitut gearbeitet hat, gestand, dass er „bei der Chemnitzer Robert-Schumann-Philharmonie“ gegenüber dem vorher reinen Sinfonieorchester „Blut für die Oper geleckt habe“. Schill trocken: Bei soviel menschlichen Fehlern, die jeden Abend auf der Bühne passieren können, und von denen das Publikum nichts merken darf, ist das die ganz hohe Schule“.

Kein Wunder, dass sich Orchesterdirektor Raimund Kunze riesig darüber freut, dass es die Orchesterakademie in Chemnitz gibt. Und noch mehr darüber, dass die Akademie am 28. Januar 2018 im Rahmen des Kammerkonzerts den Namen „Rudolf-Kempe-Akademie“ erhalten wird. Die Frau des Dirigenten, der in Chemnitz seine Weltkarriere gestartet hat, hat dem Vorschlag gern zugestimmt und wird da sein.

Kunze und Schill hatten aber auch noch eine Dankesschuld abzutragen, was sie gern und mit warmen Worten taten. Auf Initiative des Fördervereins unter dem damaligen Vorsitzenden Dr. Karl Gerhard Schmidt sei die Akademie vor 13 Jahren gegründet worden. Seither hätten die Mitglieder des Fördervereins die jungen Musiker finanziell unterstützt. Jetzt ist ihnen die Brigitte und Erich-Schellhornstiftung zur Seite getreten. „Wir machen das gern“, sagte Stiftungschef Günter Schneider, der auch sonst mit der Stiftung der Philharmonie hilft, wenn Not am Mann ist.

Nach der großartigen Premiere am Vorabend ein launiger Einstieg in den ersten Advent. Hat Freude gemacht…