Die OB beim Wort genommen

Die OB sagte:  „Chemnitz wird … ein Ort des erfolgreichen Wandels sein …eine anziehende Stadt der Möglichkeiten mit einem positiven Image.“

Richtig (Hoffentlich).

Zu den größten Image-Trägern der Stadt gehören die Theater mit der Robert-Schumann-Philharmonie. Bisher tut die Stadt kaum was, dieses glänzende Produkt entsprechend zu vermarkten. Das könnte sich ändern mit dem neuen Marketingkonzept, das letzte Woche ausgeschrieben wurde. Wir sind gespannt.

 

Die OB sagte: „Eine Stadt der Innovationen…, dafür braucht es den wichtigsten Rohstoff(,) den wir haben: Bildung. Das heißt, dass wir nicht nachlassen, in die Bildung unserer Kinder zu investieren…Schulen und Kitas müssen ein Investitionsschwerpunkt bleiben. ..Das heißt, dass in unseren Schulen ausreichend und gut ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer für unsere Kinder da sind.“

Richtig.

Welche Bildung? Umgehen lernen mit Handy und Joystick? Wie viele Kita-Erzieher(innen) können mit den Kindern Rhythmus „spielen“ und singen? Wie viele Lehrer werden musikalisch ausgebildet? Kämpft die Stadt dafür, dass es in Chemnitz endlich einen Musikzug an einem Gymnasium gibt? Wie wird der Musikunterricht (Musikschule) gefördert?  Wird die Arbeit der Musiker der Robert-Schumann-Philharmonie in den Schulen gewürdigt, wie die Arbeit des Figurentheaters, der Theaterpädagogen (Schultheaterwoche)? „Kultur macht schlau“ – welchen Stellenwert hat die musische Bildung im Bildungs-Gesamtkonzept der Stadt?

 

Die OB sagte: „Studenten aus anderen Ländern und Regionen … bringen einen neuen Blick auf unsere Stadt mit und ihre Kultur… Bis 2020 wird sich das Universitätskarree mit … dem Brühl als innerstädtischer Impulsgeber etabliert haben…Unsere Universität … ist … auch ein Ort für soziale und kulturelle Impulse.“

Richtig. Wenn’s so kommt.

Aber: Wie wird das Loch zwischen Innenstadt und Brühl gestopft? Wird die Oper (wie in der Speer-Idee) ausgebaut als Verbindungsstück zwischen Innenstadt und Universitätskarree/Brühl (was im Übrigen auch eine Menge Geld sparen würde, weil dem Theater Miet- und Transportkosten in hoher sechsstelliger Summe pro Jahr erspart blieben)? Nimmt die Stadt wahr, dass das Theater, noch vor der TU, die „internationalste“ Institution der Stadt ist mit Mitarbeitern (Ballett, Oper) aus aller Herren Länder? Dass auf den Pulten der Robert-Schumann-Philharmonie ständig international anerkanntes Kulturgut liegt, das sonst in Chemnitz nicht live zu hören wäre? Dass sich Sänger(innen) und Regisseur(innen) von überall her wegen Oper und Schauspiel und Philharmonie nach Chemnitz bewegen und dort internationales Flair schaffen? Wer sorgt vor allem für die „kulturellen Impulse“?

 

Die OB sagte: „Wir werden unsere Kommune, unser Zusammenleben so entwickeln, dass sich die vielen älteren Menschen aufgehoben fühlen.“

Richtig.

Und den Theatern (überall) wird immer vorgeworfen, dass sie zu viel „älteres Publikum“ hätten? Wohlfühlfaktor Theater…  Wie war das? „Dafür ist noch einiges zu tun. Wir müssen  weiter an der Barrierefreiheit bauen“. Stimmt. Aber nicht nur für Rollstühle. Auch in den Köpfen.

Die OB sagte: „Wir brauchen Zuwanderung. Wir haben viel zu bieten: eine gute Bildung, erfolgreiche Unternehmen…, eine hohe Lebensqualität…“

Richtig.

Aber: Ohne die Theater mit allen fünf Sparten – wie wäre das dann mit der Lebensqualität?

 

Die OB sagte: „Junge Menschen sollen ihre eigene Kultur ausprobieren und etablieren können.“

Richtig.

Manchmal brauchen sie Hilfe dazu. Beim Lernen von Riffs auf der Gitarre etwa (Musikschule). Oder dass junge Gruppen sich mal präsentieren können, wenn sie noch keine Kohle haben (Band-Wettbewerb im Schauspielhaus/Exil). Wenn sie in der Schule ihr eigenes Stück machen wollen (Schultheater). Wenn sie neue Musik hören wollen (Ensemble 01). Wenn sie Hilfe brauchen beim Kampf um einen Atomino-Standort. Oder nach der Absaufe des Weltechos. Wer hat sich da ganz schnell gekümmert? Mit Bargeld? Die Robert-Schumann-Philharmonie. Die hat – vielleicht schon vergessen –  auch bei Splash mitgemacht, das die Stadt nicht mehr wollte. Wenn sich das jetzt ändert … gut!

 

Die OB sagte: „Beim Stadtmarketing haben wir erhebliche Reserven. Was, wie, wo erzählen wir von Chemnitz? Welche Botschaften, welche Geschichten? Wer sind unsere Partner, Werbeträger?“

Richtig.

Das hatten wir schon. Mit die besten Werbeträger für Chemnitz sind die Theater mit der Robert-Schumann-Philharmonie. Hoffentlich müssen wir nicht die Geschichte ihres Abstiegs erzählen. Das wäre nicht sehr produktiv, Reservenverschwendung.

 

Die OB sagte: „Chemnitz ist in seinen Wandlungsprozessen Teil einer globalen Welt. Dabei möchten wir nicht Getriebene, sondern Gestalter sein. Das ist mein Auftrag. Das ist auch (I)hr Auftrag als…Intendant des Theaters…

Richtig.

Aber: Sparkonzept… Getrieben? Gestalten?

 

Die OB sagte: „Am Zügel der Rechtsaufsicht…werden wir…zunehmend gezwungen, Einsparungen vorzunehmen, deren Effekte viel teurer kommen werden als ihr finanzieller Nutzen je sein kann.“

Richtig.

Hoffentlich kommt’s bei Theater/Orchester gleich gar nicht so weit. Gefahr erkannt, Gefahr gebannt?

 

Die OB sagte: „…wissen wir, dass wir uns nicht auf dem kulturellen oder industriellen Erbe ausruhen können.“

Stimmt. Hundert Pro.