Das wird eine spannende Spielzeit 2018/19

Aber es gebe noch Ziele, sagte der GMD. Er wolle helfen, dass das Orchester, das heute mit Freude Zarathustra, morgen Wagner und dann wieder Prokofjew spiele- alles äußert schwierige Kompositionen, sich weiter entwickeln könne. Danach habe man auch die Gastdirigenten ausgewählt – sie können andere Sichtweisen auf den Klang vermitteln. Unter den Gästen sind Lawrence Forster, der im 7. Sinfoniekonzert Mendelssohns Vierte und Schumanns Erste dirigieren wird. Und ein „alter“ Bekannter ist dabei: Eckehard Stier, ehedem Kapellmeister der Philharmonie (4. Sinfoniekonzert).

Ziel außerdem: Neues entdecken. Darunter versteht García Calvo nicht nur Neues, sondern auch Gutes, aber selten Gehörtes. Das Violinkonzert von Reger z.B. Hartmut Schill wird es spielen (3. Sinfoniekonzert). Oder auch Ralph Vaughn Williams, den Engländer, dessen 6. Sinfonie er selbst dirigieren wird (5. Sinfoniekonzert). Übrigens: Nicht nur Konzertmeister Hartmut Schill wird als Solist auftreten, auch seine Cello-Kollegen sind gefordert: Jakub Tylman mit dem Lutosławski- (gleich im 1.) und Thomas Bruder mit dem 2. Haydn-Konzert (9. Sinfoniekonzert).

Dieses 9. Sinfoniekonzert wird übrigens nicht in der Stadthalle, die 2019 umgebaut wird, stattfinden, sondern Im Opernhaus. Dafür wird in der Stadthalle vorher noch, im 6. Sinfoniekonzert, ein besonderes Highlight – ja, nicht nur zu hören, sondern auch zu sehen sein: Straussens „Alpensinfonie“ mit Bildern von Tobias Melle.

A propos „Ungehörtes“: Die Oper übernimmt von den Bregenzer Festspielen 2016 die Oper „Hamlet“ des Verdi-Zeitgenossen Franco Faccio (Premiere 3. November 2018). Und à propos Österreich: Die Chemnitzer machen Den „Teufel auf Erden“, eine burleske Operette von Franz von Suppé, die so selten gespielt wird, dass die Bastion im Operettenland Österreich, die Volksoper Wien, diese sächsische Produktion übernehmen wird. Dass Generalintendant Christoph Dittrich, der das Opernprogramm vorstellte, darauf stolz ist, verständlich. Aber besonders stolz ist der Intendant – wie sollte es anders sein – über die Vollendung des „Rings“ innerhalb eines Jahres (2018). „Siegfried“ und „Götterdämmerung“ werden am 29. September und 1. Dezember Premiere haben, und dann wird der „Ring“ im Jahr 2019 in drei Zyklen komplett aufgeführt (Januar, Oster, Pfingstzeit). Neben den vielen begehrten Wiederaufnahmen kündigte Dittrich auch zwei der beliebtesten „Klassiker“ der Opernliteratur an: die „Zauberflöte“, die ein „Blockbuster“ werden soll, und – „mit großartiger Besetzung“ und Dirigat des GMD – Beethovens „Fidelio“.

Chefsache, klar, ist „Faust II“. Schauspieldirektor Carsten Knödler wird „am Ende von ‚Faust I‘ ansetzen“, wie er sagte. Und es wird dabei wieder eine Zusammenarbeit mit dem Ballett geben… Wir sind höchst gespannt. Aber der Chef macht nicht nur Klassiker: Er hat sich auch die „rabenschwarze Komödie“ „Adams Äpfel“ von Anders Thomas Jensen vorgenommen. Dass Knödler beides hervorragend beherrscht – das Hehre und das Komische, darüber zu philosophieren hieße Wasser in die Chemnitz tragen. Kult sind mittlerweile die „Weihnachtsmärchen“ im Schauspielhaus – weil die Truppe um Carsten Knödler mit höchstem Engagement und Können versucht, Kinder und Erwachsene gleichermaßen zu begeistern und nicht irgendeinen rührseligen Standard runterzuspielen. Das wird den Schauspielern auch wieder mit dem „Teufel mit den drei goldenen Haaren“ nach dem Grimm-Märchen gelingen.

Besonders gespannt sein dürfen wir auch wieder auf die Studio-Inszenierung zu Beginn der Spielzeit. Vier Studenten aus Linz und Zürich werden Roland Schimmelpfennigs Spiel über Leben und Zufall „Die vier Himmelsrichtungen“ spielen. Knödler zeigte sich sehr froh, dass es auch in der neuen Spielzeit ein Schauspielstudio und die Zusammenarbeit mit bekannten Hochschulen gibt. „Die Studenten, die von hier kommen, sind alle in ihrem Beruf unterwegs“, sagte Knödler, heute durchaus keine Selbstverständlichkeit. Das Studio wurde vom Theaterförderverein erhalten und wird seit Jahren finanziell unterstützt.

Wie sich das Schauspiel mit aktuellen Themen auseinandersetzen will, plant auch das Figurentheater eine Beschäftigung mit Themen der Zeit, wie Chefin Gundula Hoffmann ankündigte: etwa in der Uraufführung „Wenn mich einer fragte…“, einem Stück über Stefan Heym und Chemnitz, oder – ebenfalls eine Uraufführung – dem Stück „Aufstand der Dinge“, einem „Generationenprojekt zur Nachwendezeit“ (beide Stücke in Kooperation mit dem NSU-Nachfolgeprojekt „nun-neue unentd_ckte narrative“. Aber natürlich gibt es unter den acht Produktionen auch vieles für die Kleinen ab 4, etwa „König Drosselbart“, das Weihnachtsmärchen.

Der ganzen Familie etwas bieten, will auch Ballettchefin Sabrina Sadowska. Nach dem sensationellen Erfolg mit „Romeo und Julia“ in dieser Spielzeit bringt sie in der kommenden wieder einen Klassiker auf die Bühne: Tschaikowskys „Schwanensee“ in einer interessanten Inszenierung von gleich zwei Choreografen in einem Stück: Eno Peci von der Wiener Staatsoper gestaltet die Akte I und III, der international gefragte Lew Iwanow nimmt sich die Akte II und IV vor. Gleich drei Top-Choreografen gestalten die Saison-Auftaktinszenierung: den Tanzabend „Nordlicht“ in drei Szenen gestalten Katarzyna Kozielska, Marco Goecke und Alexander Ekman. Es geht auch wieder ins Stadtbad, versprach Sabrina Sadowska, in den Ballettsaal („Showcase II“) und es wird auch eine Fortsetzung des Festivals Tanz|Moderne|Tanz geben.

Eine spannende Spielzeit liegt vor uns. Die Preise bleiben für das Publikum im wesentlichen gleich, wie Generalintendant Christoph Dittrich sagte. Nur das Open-Air-Eröffnungskonzert  kostet künftig 10 €, und die Spitzenkarten der beiden obersten Kategorien für Spitzenproduktionen („Ring“ etwa) werden etwas angehoben.

Und während im Hintergrund Marina aus „Don Pasquale“ übte sind wir bei aller Vorfreude auf die neue Saison noch gespannt auf die letzten Premieren dieser Spielzeit, u.a. in der Oper eben „Don Pasquale“ und „Fledermaus. Aber auch die Wiederaufnahmen begeistern immer wieder: Morgen Abend steht die „Hochzeit mit Hindernissen“ auf dem Programm. Eine Hauptrolle hat der Mann im Lehnstuhl. Morgen spielt ihn der Ex-Assistent des TV-Krimi-„Alten“ Pierre Sanoussi-Bliss. Ihn trafen wir vor dem Opernhaus, eben angekommen, und erfuhren, dass er zwar zum ersten Mal in Chemnitz, aber früher oft in Karl-Marx-Stadt gewesen sei. Von hier stammt seine Mutter…