Es gibt nicht viele Streichsextette. Und auch Johannes Brahms ging mit Manschetten an die Kompositionen, die schließlich zu seinem Durchbruch verhelfen sollte. Mag das erste (op.18) noch jugendlich bombastisch daherkommen, das zweite (op.36) ist Kammermusik pur – für sechs Solisten, die allein nichts wert sind, auch nicht, wenn sie einen noch so schweren Job haben wie hier die Bratscher, aber zusammen einen wunderbaren Mix von sentimentaler Melodik, feurigen ungarischen Zigeuner-Klängen und perfekt konstruierten Fugati erspielen.
Was am Montagabend im Kraftwerk vor allem faszinierte, waren die Schattierungen, die die Geiger Ovidiu Simbotin und Sigrid Scommotau, die Bratscher Hardy Wenzel und Albrecht Kunath und die Cellisten Julia Flögel und Jakub Tylman zwischen Steg und Griffbrett in die Klangräume ihrer schön zu einander passenden Instrumente zauberten. Helles Dur gegen dunkles Moll, melancholische Streichertiefen-Melodien gegen erregende Pizzikati-Zupfer, walze(r)nde Ländler-Seligkeit gegen schräge Neusonanzen (nicht nur) für die damalige Zeit. Mögen die sechs auch nicht hundert Pro für CD-Aufnahmen abgestimmt sein, wie sie und mit welchem Können sie ohne großartige Übungszeit in einem EinfachnurFreudemachenKonzert Brahms spielten, dass es am Ende Zuhörer-„Bravi“ geradezu rauszwang, das hatte schon große Klasse.
Wunderbar, dass wir solche Profis haben. Mittags wiegte er noch seinen kleinen Sohn am Schlossteich auf den Armen („hilft für das Tremolo“), wenige Stunden später brilliert er zurückhaltend altruistisch (geht sowas?) in wichtigen, aber unspektakulären Begleitpassagen: Wie Jakub Tylman stellten sich alle sechs in den Dienst der Sache. Nicht wegen der paar freiwilligen Euro, die kaum die Unkosten decken. Sondern weil es Spaß macht, Menschen wie Dir und mir Freude zu bereiten. Schön, dass es solche Musiker gibt. In der Robert-Schumann-Philharmonie. Und bei Freunden. Danke. Wir freuen uns schon heute auf die Fortsetzung im Oktober. Toi, toi, toi.