Bassissimo! Bravissimo!

Bassisten haben ein schweres Leben. Schon beim Schleppen. Wie oft wünschen sie sich, Pikkolo-Flöte gelernt zu haben, wenn sie ihre Riesengeige eng gewundene Aufgänge auf Emporen hochschleppen müssen. Und sind später glücklich, wenn sie Riesenorchestern den Rückhalt geben. Ohne uns klingt nichts…

Dann aber kommt Tylman, und legt Noten der Herren Sperger und Bottesini auf’s Pult. Der eine, Komponist zur Mozart-Zeit aus dem mährischen Valtice (deutsch Feldsberg). Und natürlich – Kontrabassist. Der andere, Bottesini, ein Italiener, auch Komponist. Dirigent. Berühmter sogar – er leitete die Uraufführung von Verdis „Aida“ in Kairo. Vor allem aber war er der Paganini des Kontrabasses…

Und die beiden wollten wohl aller Welt zeigen, dass ihr geliebtes Instrument nicht nur ein Brumm-Bass ist. Und so jagen sie den Solisten in Höhen über Höhen, bis hinaus über das Griffbrett, dass die Finger fast mit den Bogenhaaren in Konflikt kommen, verlangen Arpeggien, dass die Bogenhand Ballett tanzt, und jagen die Finger in ungeheurem Tempo über die Saiten. Und die müssen drücken, drüüücken. Denn da ist Spannung drauf, auf den langen, dicken Saiten. Kein Wunder, dass Daekyu Park nach dem Sperger erst mal die Finger ausschütteln und ihnen vor der nächsten (Bottesini-)Bergetappe ein bisschen Ruhe gönnen musste…

„Das gönnen wir ihm doch“, meinte verschmitzt Musiker-Kollege Andrzej Barlog. Er spielte danach den rauschenden Klavierpart im „Grand Duo concertant“ für Violine und Kontrabass (was ja eigentlich ein Trio ergäbe… Aber eine mehr oder weniger, darauf kam’s Bottesini nicht an, bei den Noten nicht, und nicht bei den Stimmen). Wenn’s dann mal Ruhe zwischen den teuflischen Saitenritten geben musste, verlangte er wenigstens noch Doppelgriffe…

Ute Kiehn, die Hausherrin im „Kraftwerk“, erlebte, wie ihr mittlerweile beständig treues Publikum, das auch bei Schmuddelwetter den Saal füllt, geradezu aus dem Häuschen war. Ovidiu Simbotin, der Geiger, und Eckbert Reuter, der Bratscher, standen gern zurück – Star des Abends war ihr Philharmoniker-Kollege am Bass. Bravissimo!

Dafür kitzelten die beiden mit Scott Joplins Ragtimes in teils waghalsigen Arrangements dann die Zugabe heraus. Ihre Finger sind solche fantastischen Jagden über Stock und Stein und rhythmische Berg-und-Tal -Abfahrten gewöhnt…

Toller Abend wieder mal bei der Spielzeit im Kraftwerk. Diese Montag-Abende will keiner auf dem Kassberg mehr missen.