Dreispitz ab vor Regisseur Gerd Heinz
Szenenbild der Chemnitzer Aufführung
Die Chemnitzer Aufführung der „Schweigsamen Frau“ von Richard Strauss wird überall hoch gelobt. Hervorgehoben in den Kritiker-Stimmen der Mut von Regisseur Gerd Heinz, das Ambiente nicht in die Moderne hinüberzuwurschteln. Schon beim Opernfrühstück des Fördervereins hatte der Regisseur ein Bekenntnis zur „Glaubwürdigkeit der Szene“ abgelegt, die auf die „Glaubwürdigkeit der Figuren“ abstrahle. Andere haben das ganz anders gemacht. Und sind auf den Bauch gefallen. Zum Beispiel Christine Mielitz in der Komischen Oper Berlin vor vielen Jahren. Der Zeitungs-Ausschnitt fiel mir gerade durch Zufall in die Hand. Triefend vor Ironie schrieb am 18.März 1991 der Kritiker Klaus Geitel in der „Welt“: „Die Regisseurin hat die Handlung in die dreißiger Jahre verlegt, in denen bekanntlich nicht nur Friseure, sondern offenbar auch Priester und Standesbeamte noch ins Haus kamen und man dort auch gleich Gerichtssitzungen abhielt mit Streusandbüchse und Federkiel. Auch Wandertruppen der Commedia dell’arte brachen einem gern unversehens zerstörerisch ins Wohnzimmer ein. Das dramaturgisch feine soziale Geflecht, das Stefan Zweig für Richard Strauss ausspannte, wird inszenatorisch niedergetramepelt. Immer wieder ist es, als wolle die Inszenierung sich selbst veralbern. Nichts stimmt vorsätzlich mit nichts zusammen: das nennt man einen Triumph der Regie.“
Kein weiterer Kommentar. Hut (besser: Dreispitz) ab vor Gerd Heinz für die Chemnitzer Inszenierung.
Noch zweimal wird die Schweigsame Frau in Chemnitz aufgeführt: Dienstag, 5. Juni, und Freitag, 8. Juni, jeweils 19.30 Uhr.