Akademistinnen: fantastisch!

Dass die Akademisten sich ihre Stücke für das abschließende Dankeschön-Konzert ihrer Chemnitzer Zeit selbst aussuchen, hat Tradition. Aber es sagt mehr:  vier junge Musiker, die sich vorher kaum oder gar nicht kannten, wachsen während ihrer zehn Monate in Chemnitz auch als Ensemble großartig zusammen, obwohl sie im Orchester ganz verstreut in ihren Stimmgruppen sitzen.

Es sei „fast ein Wunder“, wie aus vier begabten Einzelmusikern ein „hochgradig professionelles Kammerensemble“ geworden sei, sagte Hartmut Schill nach dem einleitenden Streichquartett g-moll von Edvard Grieg.

Schill hat daran einen nicht geringen Anteil. Er und seine Mentoren-Kollegen (vor allem Thomas Bruder, Cello, und Matthias Worm, Bratsche – er war am Freitag leider verhindert) haben viel Freude an der Zusammenarbeit mit den jungen Musikern, denen sie Praxisnähe vermitteln, die sie fit machen für Orchestervorspiele, die einmal das ganze Leben der jungen Künstlerinnen bestimmen werden.

Schill erlebte „aufgeregt“ mit, wie Yi-Ching Yang, Jiahui Zhu (Geigen), Katharina Lenk (Bratsche) und Edyta Slomka (Cello) diesen vertrackten Grieg bewältigten. Wie sie das Publikum hören ließen, dass „Elfen tanzen“ und „Trolle grollen“ (Schill). Wie sie aber auch – technisch scheinbar ohne Probleme auch bei schwierigsten Stellen – mühelos die mit viel Mühe einstudierten Gegenakzente, dynamische Feinheiten im An- und Abschwellen von Motiven und Taktpartikeln, Pizzikati und Flageolet-Töne homogen verschmelzen ließen. Wie sie schwebend rauschende Orgelklänge erzeugten und in wildem Ritt durch Griegs nordische Tundren jagten.

Johan Severin Svendsens Oktett A-dur op.3 ist in den letzten 20 Jahren in Chemnitz nicht öffentlich aufgeführt worden. Wahrscheinlich sogar noch nie. Dabei hat der Landsmann von Edvard Grieg eine wunderbar effektvolle Musik komponiert – nicht so „tief“ wie Grieg, aber herrlich abgestimmt zwischen den Soli aller acht Musiker und den – dass es ja auch klingt – in je zwei Instrumenten oktavierten schmuseseligen Melodiebögen über ächzenden und knarzenden Rhythmusästen der übrigen sechs.

Wie hatte Schill gesagt? „Die jungen Musiker sind immer auch eine Bereicherung für das Orchester“. Wie die Akademistinnen die erfahrenen Profis Schill, Ovidiu Simbotin (Geigen), Dagmar Schergaut (Bratsche) und Thomas Bruder (Cello) mit ihrer Begeisterung ansteckten, war förmlich zu spüren. Und zu sehen. Wenn sie sich zulächelten, weil wieder ein verflucht schwieriger schneller Triolen-Einsatz von Geige und Bratsche absolut astrein geklappt hatte, oder wenn Cello und zweite Geige im Gegenrhythmus gegen den tonseligen Melodienstachel löckten.

Der neue Orchesterdirektor der Robert-Schumann-Philharmonie, Raimund Kunze, erstmals dabei bei einem Akademisten-Konzert und hin und weg von der Qualität, zeigte sich bei der Verabschiedung der jungen Musikerinnen „unendlich dankbar“ für das, was sie eine Spielzeit lang im Orchester, und was sie so großartig an diesem Abend geleistet hätten. Und er dankte den Mentoren von Herzen. Schill & Co. opferten nicht nur eine Menge Freizeit beim Unterricht der jungen Musiker. Allein, dass sie einen solchen Abend selbst zur eigenen und zur Freude des Chemnitzer Publikums organisierten, spräche für sich…

In seinen Dank schloss er mit Hartmut Schill zusammen besonders den Theaterförderverein ein. Der Verein finanziert seit vielen Jahren die Orchesterakademie. Und er wird es auch weiter tun, wie der Vorsitzende, Johannes Schulze, nach dem Konzert versicherte.

Die „alten“ Jungen gehen – in Chemnitz großartig ausgebildet hinaus in die große musikalische Orchesterwelt. Nach diesem Abend erst recht keine Frage mehr: Sie werden Karriere machen.

„Sie sollen nicht gehen, sie sollten bleiben“, schwärmte ein Konzertbesucher beim Rausgehen. Recht hat er, auch wenn’s nicht geht. Die vier „neuen“ stehen schon auf der Matte – demnächst werden sie vorgestellt. Auch Super-Talente, wie man hört. Alles Gute für die „alten“, herzlich Willkommen den „neuen“. Wir freuen uns schon auf sie…