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Kalt wie Feuer

Premiere im Rückblick: Monique Wagemakers macht in der „Walküre“ alles anders als Verena Stoiber im „Rheingold“, sahnt aber genauso viel Beifall ab —

Die Erwartungen waren hoch: würde Monique Wagemakers in der „Walküre“ am Samstag im voll besetzten Chemnitzer Opernhaus Verena Stoibers vielgelobte Arbeit mit dem „Rheingold“-Auftakt toppen können? Die Antwort vornweg: Sie machte alles anders als ihre Kollegin. Aber das Publikum, darunter Landtagspräsident Matthias Rössler, applaudierte schlussendlich genauso euphorisiert. Im Parkett standen Zuschauer sogar klatschend auf.

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Die Erde ist die Hölle, der Teufel schwebt oben, der Meister kriegt sein russisches Gretchen, und Pilatus wäscht seine Hände für alle Ewigkeiten

Premiere im Rückblick: Malte Kreutzfeldts Weltspektakel nach Bulgakows russischem „Faust“ in Chemnitz —

Am Ende haucht das russische Gretchen Margita zu ihrem Meister: „Hörst Du die Stille“? Da war (im Video) gerade die Atombombe hochgegangen. Für den Text, den Sie hier lesen, brauchen Sie keine fünf Minuten. Das Stück dauert (mit Pause) mehr als drei Stunden. Die Erklärungsversuche für Michail Bulgakows Kultroman „Meister und Margarita“, dem Plot für Malte Kreutzfeldts Adaption, füllen Bände. Soviel Zeit haben wir nicht. Machen wir’s kurz. Angesichts der Atombombe und der Angst davor ist alles Menschendenken und -tun eh nur noch komisch. Und grotesk.

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„Spiegel meiner Seele“

7. Sinfoniekonzert (Donnerstag) im Rückblick: Unkonventioneller Schumann und Ovationen im Stehen für einen Brahms. Und was Chemnitz sonst noch damit zu tun hat.–

Die Robert-Schumann-Philharmonie spielt Schumann: immer wieder große Vorfreude. Die Stadthalle an beiden Abenden gut gefüllt. Die Chemnitzer Musiker kennen ihren Namenspatron. Das spricht für wegweisende Interpretationen. Wenn alle mitmachen. Der Bach-Spezialist Martin Stadtfeld, 37, aber hat seine ganz eigene Sicht auf das, was er spielt. Und er weicht keinen Millimeter davon ab: „Ich kann nur das wiedergeben, was in mir ist. Was ich spiele, ist ein Spiegel meiner Seele. Mit Extravaganz hat das nichts zu tun,“ sagte er vor zehn Jahren in einem Interview vor seinem Konzert in Chemnitz.

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Fremdgänger

Tasten statt Klappen – Vergnüglicher Jazz-Abend mit dem Oboisten Volker Braun am Klavier und mit der Melodica —

Wieder ein geglückter Versuch, die Kassberger mit einer Überraschung zu Wochenbeginn in Fahrt zu bringen. Die Spielzeit im Chemnitzer Kraftwerk (ausnahmsweise wegen des Friedenstags am Dienstag) lockte Volker Braun mit seinen Trio-Kollegen Andreas Braun (Bass und E-Bass, Gast aus Erfurt) und Frank Lange (Schlagzeug, Philharmoniker-Kollege) zu einer Stunde Jazz vom Feinsten. Sauwetter draußen, der ungewohnte Termin: ein paar Plätze blieben leer. Dafür feierten die Anwesenden das Volker-Braun-Trio desto herzlicher.

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Sören Hornung gewinnt den Chemnitzer Theaterpreis 2018

Der 29-Jährige holt sich mit “Sieben Geister” den Preis unter 34 Einsendungen – Uraufführung und Preisverleihung am 11. Mai 2018 im Chemnitzer Schauspielhaus —

Die Entscheidung der Jury Ende 2017 fiel einstimmig: Der Gewinner der fünften Ausgabe des inzwischen renommierten “Chemnitzer Theaterpreises für junge Dramatik” geht an den 29-Jährigen Sören Hornung für sein Stück “Sieben Geister”. Das teilten die Theater Chemnitz heute mit. Der Preis ist mit 5.000 Euro dotiert. Sören Hornung wir ihn am 11. Mai 2018 anlässlich der Uraufführug seines Preisträgerstücks im Ostflügel des ChemnitzerSchauspielhauses entgegennehmen.

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Schlauchvirtuosen

Spielzeit im Kraftwerk, gestern, Rosenmontag: Köstlicher Spaß mit allem, was tut und Krach macht —

Als dann noch die vier Kinder dazukamen und gemeinsam mit den beiden Profis die „1. Chemnitzer Schlauchphilharmonie“ einbliesen, gab’s kein Halten mehr. Das Publikum klatschte bei der verrücktesten Spielzeit im Kraftwerk, die es je gegeben hat, Beifall ohne Ende. Die Brüder Conrad und Claudius Wecke bescherten den Zuhörern im rappelvollen Kraftwerk am Rosenmontag Bläser-kunst und -quatsch vom Feinsten.

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Standing ovations für die Robert-Schumann-Philharmonie

6. Sinfoniekonzert (Donnerstag) im Rückblick: Ein Abend rund um Ravel – Warum García Calvo mit dem Komponisten Ärger bekäme –

Guillermo García Calvo, seit dieser Spielzeit Generalmusikdirektor in Chemnitz, weiß, wie man das Publikum packt. Hatte er schon mit dem „Amerikaner in Paris“ und dem „Bolero“ nach der Pause zwei todsichere Beifallsfabriken dirigiert, riss er mit der Zugabe, einem Stück aus seinem Heimatland Spanien, die vielen Menschen (deutlich mehr als sonst) in der Stadthalle geradezu von den Sitzen. Bescheiden nahm Calvo die Beifallsstürme entgegen, drehte sich zum Konzertmeister, drückte ihn herzlich. Der überraschte Hartmut Schill wusste gar nicht, wohin mit der Geige. Aber der Maestro wusste genau, warum er dem (Konzert-)Meister stellvertretend für dessen Kollegen so herzlich dankte.  Die Robert-Schumann-Philharmonie hatte nach dem einhelligen Lob bei der (auch überregionalen) Kritik für das „Rheingold“ schon wieder, und auf einem ganz anderen Feld, eine große Ernte eingefahren. Dieses Orchester ist auf der Konzertbühne genauso gut wie im Orchestergraben. García Calvo hat sein Dream-Team gefunden. Mit der Robert-Schumann-Philharmonie kann er Triumphe feiern.

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Mutig

Premiere im Rückblick: Chemnitzer Oper startet mit einem unkonventionellen „Rheingold“ in den neuen „Ring“ zum Stadtjubiläum –

Das hat das nationale und internationale Publikum in Chemnitz nicht erwartet: Die Oper überrascht gleich mit dem „Vorabend zu dem Bühnenweihfestspiel“ und kehrt alle konservativen Wagner-Bilder in den Orkus des grellhellen Ausbeuter-Nibelheims. Die goldhaarigen Rheintöchter „Wagalaweia! Wallala, weiala weia!“ schwingen nackert an Rhein-Lianen, Gold wandelt sich in Amazon-Schrott, der Ring wandert ritscheratsche mit abgeschnittenem Finger an die Hand des neuen, vorübergehenden Besitzers. Der, im Spiegel noch Herr einer Welt, die er aus seinem Kinosessel heraus längst nicht mehr versteht, hat am Ende gerade noch die Macht, das falsche „l“ in Wallhall auszuixen, dann verschwindet er hinter der Mauer (Erinnern Sie sich an Erich H.:? „…wird in 50 und auch in 100 Jahren noch bestehen bleiben“). Sein 1989 ist nicht weit. Die Götterdämmerung scheint herauf.

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