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Ginger – das geht gar nicht

Premiere im Rückblick: „Schöne Bescherungen“ im Schauspielhaus – Weihnachten sollte verboten werden – Ein Kronleuchter als Stimmungsbarometer —

Ausgerechnet das Märchen von den drei Schweinchen und ihren Abenteuern mit dem bösen Wolf will Bernard mit seinem selbst gebastelten Puppentheater an Weihnachten vorführen. Und dann soll das eine Schweinchen auch noch Ginger heißen, wo doch jeder weiß, dass „Ingwer“ in England reserviert ist für Rothaarige und nicht für rosarote Ferkelchen. Das geht ja gar nicht. Und auch alles Andere geht haarscharf daneben in Alan Ayckbourns Komödie „Schöne Bescherungen“, die am Samstag im gut besetzten Chemnitzer Schauspielhaus Premiere feierte.

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Herrlich, wenn sie losgelassen

Premiere im Rückblick: Der moderne Ballettabend „Nordlicht“ wird vom Publikum begeistert aufgenommen –

Bravo Sabrina Sadowska! Alles auf eine Karte gesetzt. Drei moderne Ballette an einem Abend. Jeweils zwanzig Minuten. Pausen dazwischen. Drei Handschriften. Elektronische Musik. Und Urvater Johann Sebastian. Volles Risiko. Und am Schluss wollte das Publikum gar nicht mehr aufhören zu klatschen.

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Heym kommt heim

Premiere im Rückblick: Im Figurentheater erzählen der junge Flieg und der alte Heym aus ihrem Leben, und was sie über das Leben denken —

In Videos aus dem Alltag kommentieren die vier Puppenspieler ihr Leben, ihr Leben in der Stadt Chemnitz, ihr Leben zu einer Zeit, in der so viel von Angst zu lesen ist. Und dann spielen sie wieder. Lassen den jungen Helmut Flieg (so hieß der 1913 in Chemnitz geborene Heym eigentlich) und den alten Stefan Heym (so nannte er sich nach der Emigration nach Prag, um seine jüdische Familie in Deutschland zu schützen) heimkehren in die Geburtsstadt. Und wie weiland im epischen Theater gehen uns durch die fremden Schnipsel die Augen auf: Die Wahrheit liegt hinter dem, was offensichtlich scheint. Uns geht’s gold. Wenn wir das Leben in die Hand nehmen. Und uns rechtzeitig „einmischen“.  Damit die Braunen nicht (wieder) die Oberhand gewinnen…

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Überragend

1. Sinfoniekonzert (Mittwoch) im Rückblick: Ungewöhnlicher aber begeisternder Saisonauftakt – Jakub Tylman fasziniert Publikum und Kollegen —

Das war nicht gerade ein Auftakt as usual für die neue Konzertsaison der Robert-Schumann-Philharmonie: Gleich zwei zeitgenössische Werke in der ersten Hälfte, kein Schumann, kein GMD am Pult. Aber es war eines der interessantesten Saisonauftaktkonzerte, das wir je gehört haben. Zu verdanken ist das in erster Linie Jakub Tylman, dem Solocellisten der Robert-Schumann-Philharmonie, der zusammen mit seinen Kollegen das irre schwierige Lutosławski-Konzert zu einem Erlebnis für alle Sinne machte.

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Wie der tumbe Tor durch Liebe das Fürchten lernt

Premiere im Rückblick: „Siegfried“ – Viel Beifall für große Stimmen und ein Inszenierungsteam, das auch Buh-Rufe einstecken muss —

Nun also der dritte Abend der zweiten Wagner-Tetralogie nach dem großen Wurf von Heinicke/Bellach zur Jahrtausendwende. Zum Stadtjubiläum (875 Jahre) in Chemnitz sollen es die Frauen richten: Verena Stoiber hatte mit „Rheingold“ einen eher unkonventionellen „modernen“ Vorabend für das Bühnenfestspiel gestaltet, Monique Wagemakers eine nachdenkliche „mystische“ “Walküre”. Sabine Hartmannshenn wählte wiederum einen ganz anderen Ansatz: Sie erzählt „Siegfried“ als das Märchen vom tumben Toren (ja, Wolframs, nicht unbedingt Wagners Parzival ist da nicht weit), der furchtlos Bären erlegt, aber vor der Liebe das Fürchten lernt und dadurch „Mensch“ wird, sagen wir besser: erwachsen, den Göttern gewachsen. Ohne Buh-Rufe ging es auch bei der Premiere am Samstag im vollbesetzten Opernhaus nicht ab: einhellige Zustimmung aber wiederum für Dirigent, Orchester und Sänger.

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Teufelskerle

Spielzeit im Kraftwerk: Jakub Tylman und Volker Braun ziehen andere Saiten auf —

Sie lassen nichts aus, um ihren Kassbergern und den anderen Musikfreunden aus der ganzen Stadt im Kraftwerk Freude zu machen: Jakub Tylman, der verdienstvolle Spiritus rector der Kultreihe, setzte gleich zu Beginn der neuen Spielzeit am Montag ein Ausrufezeichen. Nächste Woche spielt er im Rahmen der Philharmonie-Konzerte das höchst schwierige Lutosławski-Konzert, jetzt schiebt er mal so einfach vier Sätze aus der 5. Bach-Suite rein. Auch nicht gerade einfache Kost – interpretatorisch, technisch, musikalisch. Auswendig das Ganze. Teufelskerl!

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Faust II: Arbeit? Wohlstand? Schönheit?

Premiere im Rückblick: Jetzt ist der komplette „Faust“ im Chemnitzer Schauspielhaus zu sehen – Nach dem Erfolg mit dem ersten Teil hat Schauspieldirektor Carsten Knödler nun auch den zweiten Teil des Goetheschen Mammutwerks auf die Bühne gebracht —

Unter die Besucher der Premiere von Faust II im vollbesetzten Chemnitzer Schauspielhaus hatte sich am Samstagabend auch OB Barbara Ludwig gemischt. Sie wird sich ihre Gedanken gemacht haben über den Zustand der Gesellschaft, der Regierung und der Parteien. Kein großer Unterschied zu dem, was bei Goethe anklingt. Vielleicht kam ihr aber auch Max Klingers Wandbild im Stadtverordnetensaal des Rathauses in den Sinn. Arbeit, Wohlstand, Schönheit – Faust zwo interessiert das nicht. Und die vielen Fausts mit und um uns.

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Fake news. Wir selber auch?

Premiere im Rückblick: Studioinszenierung „Die vier Himmelsrichtungen“ – Tolles Ensemble in einem (verw)irren(den) Stück —

Der eine hat kein Gesicht, der andere zwei Zungen. Die dritte sagt wahr, aber kennt die Wahrheit nicht. Und der vierten wachsen die Medusenhaare als Tumor im Kopf. Skurrile Einfälle, Worthülsen, Poesie und Blabla, Typen, die nicht reden, sondern sich in dritter Person erzählen, Wiederholungen ohne Ende – so irre kommt Roland Schimmelpfennigs 52-Episoden-Stück „Die vier Himmelsrichtungen“ daher, das vor sieben Jahren bei den „Salzburger Festspielen“ uraufgeführt wurde. Fake news. Träume platzen wie Seifenblasen. Ein Toter steht wieder auf. Himmel, bei einem solchen Plot brauchst Du Super-Schauspieler. Das Schauspiel Chemnitz hat sie. Das Publikum bei der Premiere am Freitag im ausverkauften Ostflügel war begeistert von den vier jungen Schauspielern, die dieses Jahr das Chemnitzer Schauspielstudio bilden. Von „Studenten“ reden wir seit gestern nicht mehr. Das wären Fake news, obwohl sie es offiziell noch sind.

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Das neue Schaupielstudio: Da geht die Post ab

Premiere diesen Freitag ausverkauft – Noch sieben Mal allein 2018 können Sie unsere Studenten in der Studio-Inszenierung sehen – Wir stellen Ihnen die vier schon mal vor —

Wie das Leben und der Zufall so spielen: Vier junge Leute treffen sich in Chemnitz. Ausgerechnet. Und haben Freude daran. Schon als sie sich im Ostflügel „auf dem Weg“ präsentierten, war der Laden rammelvoll. Der neue Jahrgang des Chemnitzer Schauspielstudios riss die Zuschauer mit. Kein Wunder, dass die Premiere von „Die vier Himmelsrichtungen“ am Freitagabend auch bereits ausverkauft ist. Aber keine Sorge: Die Studio-Inszenierung steht allein 2018 noch sieben Mal auf dem Programm.

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