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Guillermo García Calvo: Angekommen. Aufgenommen.

2. Sinfoniekonzert (Donnerstag) im Rückblick: Der neue GMD gewinnt die Sympathien des Publikums im Flug. Und nicht nur die des Publikums —

Deutschlandrundfunk Kultur übertrug das Donnerstag-Konzert der Robert-Schumann-Philharmonie live. Auch, weil es das erste mit dem neuen GMD Guillermo García Calvo war. Vor allem aber, weil selten gespielte Kompositionen auf dem Programm standen, die nicht jeden Tag zu hören sind. Ein Widerspruch? Nicht bei Calvo. Mögen andere beim Einstandskonzert mit klassischen oder romantischen Glanznummern um Sympathie buhlen. Guillermo García Calvo hat das nicht nötig. Und „seine“ Robert-Schumann-Philharmonie erst recht nicht. García Calvo hat überzeugt – sein Publikum und die Musiker.

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„Gefühle sind Ermüdungserscheinungen“

Premiere im Rückblick: Max Frischs „Homo faber“ –  großes Theater als subtiles Kammerspiel gestern, Samstag, im Schauspielhaus —

Hasko Weber schlägt sie in seinen Bann. Alle. Seine Schauspieler und sein Publikum. Als junger emotionaler Schauspieler und Kopf der „Dramatischen Brigade“ und Verfasser jener Resolution, die am 7. Oktober 1989 der damalige Schauspieldirektor Hartwig Albiro auf der Bühne des Schauspielhauses im Park der Opfer des Faschismus verlas, und die Zündfunke war für die friedliche Revolution in Karl-Marx-Stadt. Heute als auf diese Bretter zurück gekehrter Generalintendant des Weimarer Nationaltheaters mit Max Frischs „Homo faber“, dem emotionshassenden Technokraten, der die „Welt so einrichten“, so fabrizieren will, „dass wir sie nicht erleben müssen“. Er scheitert. Hasko Weber erlebt einen Triumph. Große, einhelliger Beifall am Samstagabend für ihn und seine heutige Brigade bei der Premiere im vollbesetzten Schauspielhaus.

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Stromer im Kraftwerk

„Quattro Vaganti“ mit Mozart auf Darm(saiten) und Čakrt auf Stahl am Montag in der „Spielzeit“ — Sie nennen sich „Vaganti“. Frei übersetzt: die Stromer, die Herumstreuner. Sie wandern durch die Musikepochen und Musikstile, freuen sich, wenn sie Unbekanntes entdecken abseits der ausgetretenen Klassikprogrammpfade. Die vier Vaganten sind die Robert-Schumann-Philharmoniker Ovidiu Simbotin (Geige), Sebastian Mickelthwate (Bratsche) … weiterlesen →

‘s ist doch der Lauf der Welt

Premiere im Rückblick: „Der Rosenkavalier“ in Chemnitz – der schöne Traum eines verliebten Sommers in brodelnder Zeit – –

Richard Strauss mochte das Chemnitzer Theater und dessen Chef Richard Tauber. Er war oft in der Stadt. Wohnte bei Oscar Freiherr von Kohorn zu Kornegg, dem Teppichfabrikanten, der ihm in seiner Villa, schräg gegenüber der Villa Esche, ein Schlafzimmer eingerichtet hatte, das nur für den Komponisten reserviert war. 1925 dirigierte er seinen „Rosenkavalier“ selbst in Chemnitz. Er hätte sich wahrscheinlich über die Premiere gestern im Chemnitzer Opernhaus gefreut. Hugo von Hofmannsthal weniger. Über eines hätten sich beide gewundert: über die nervösen Zuckungen der Drehbühne, die in den Pausen Gesprächsthema Nr. 1 waren.

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Findet, und ihr werdet suchen

Premiere im Rückblick: Viel versprechender Auftakt für die neuen Schauspielstudenten mit Thomas Freyers Farce „Und in den Nächten liegen wir stumm“, die alles auf den Kopf stellt —

Sie kommen aus Linz, Zürich und Bern. Seit rund vier Wochen sind sie als Schauspielstudenten in Chemnitz. Bude einrichten. Sich eingewöhnen. Sich aneinander gewöhnen. Die Zeit rennt. Schon gestern Abend stellten sie sich dem Publikum. Mit einem verrückten Stück. Die Vier vom Studio spielten sich von der ersten Minute an in die Herzen der Zuschauer. Besser kann ein Start kaum gelingen.

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Wieviel Schiller muss in Schiller sein?

Premiere im Rückblick: Nina Mattenklotz versucht eine postdramatische Performance über Freiheit und Willen anhand von Schillers „Räubern“ –

Am Weihnachtstag 1989 gab Leonard Bernstein ein in die ganze Welt übertragenes Konzert im Ostberliner Schauspielhaus (heute Konzerthaus) am Berliner Gendarmenmarkt. Beethoven, die Neunte. Für den Schluss hatte Bernstein Schiller umgedichtet. Er ersetzte nur ein Wort. „Freude“. Und die vereinten Chöre aus München, Ostberlin und Dresden sangen „Freiheit, schöner Gotterfunken…“ Die Welt hielt den Atem an. Auch Nina Mattenklotz hat für ihre Chemnitzer Inszenierung der „Räuber“ Schiller umgeschrieben. Auch hier geht es um „das große Wort“ (Programmheft) Freiheit. Hier ist sie kein Götterfunke, sondern Teufelszeug. Das Publikum bei der Premiere gestern Abend im Chemnitzer Schauspielhaus reagierte gespalten. Enthusiastischer Beifall auf der einen, durchkreuzt von deutlichen Buhs auf er anderen Seite. Nach der Pause blieben einige Pltze frei. Ein denkwürdiger Abend.

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Flötenzauber

1. Sinfoniekonzert (Mittwoch) im Rückblick: Die Französin Magali Mosnier begeistert ihr Publikum —

Guillermo García Calvo, der neue Chemnitzer Generalmusikdirektor, steigt erst im zweiten Sinfoniekonzert der Robert-Schumann-Philharmonie am 25./26. Oktober ein. Wie es ihm gebührt, mit einem opulenten Programm (Schumann, Lalo, Strauss). So war das Eröffnungskonzert der neuen Spielzeit am Mittwoch in der sehr gut besetzten Stadthalle in Chemnitz gewissermaßen „nur“ der Auftakt – ohne Protz und Prunk, dafür bezaubernd. Im Mittelpunkt standen nicht Pauken und Trompeten, sondern die schlichte Flöte.

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Tönende Brillies

Es heißt wieder Spielzeit im Kraftwerk: „Einstimmen und los“ —

Egal, wie teuer. Werbung muss auch für Brillies sein. Dachte zumindest der weltgrößte Diamantenhändler De Beers. Und ließ 1993 einen Werbespot drehen „A Diamond Is Forever“. Forever ein Renner wurde vor allem die unterlegte Musik, ein Brillie von ganz eigenem Glanz. Mit dem tönenden Diamanten eröffnete Jakub Tylman, Cellist der Robert-Schumann-Philharmonie, mit Streichquartettfreunden die Kultreihe „Kammermusik im Kraftwerk“ am Montag für die neue Spielzeit.

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Witzig, spritzig, platsch: So könnt Ihr gern weiterstolpern

Premiere im Rückblick: Gelungener Spielzeitauftakt an der Chemnitzer Oper mit der Musical-Komödie „Hochzeit mit Hindernissen“. —

Ein junger Mann im Publikum wird gequält, aber amüsiert gegrinst haben, als die da droben auf der Bühne den Schlussong anstimmten, der davon handelt, wie sie und wir durchs Leben holpern, poltern und stolpern. Ihn hatte es schon vorher erwischt, auf der Treppe zum Opernhaus: Eine Sekunde nicht aufgepasst, und schon lag er pardauz auf der Schnauz‘. Hemd und Knie abgewischt. Einmal durchgeschüttelt. Nix passiert. Außer: Premiere mit Hindernissen vor der „Hochzeit mit Hindernissen“ im Chemnitzer Opernhaus. Aber, wie wir am Samstagabend gelernt haben, im Musical wird alles gut. Wurde es. Begeisterter Beifall für eine witzige, spritzige, amüsante Musical-Komödie zum Spielzeitauftakt.

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