Ganz aktuell: 1. Chemnitzer Theaterpreis geht an den Brandenburger Martin Bauch

Diese Geschichte hätte niemand besser erfinden können: Martin Bauch, der Gewinner des ersten Preises, kam direkt aus Bukarest, wo er seit vier Monaten lebt und ein Referendariat macht – als…Jurist. Seit Jahren macht er mit Freunden in Brandenburg („afghanische Provinz“) poetry slams und versucht, Menschen für die Kultur zu gewinnen, vor allem junge. Doch die gehen weg. Dorthin, wo Geld zu verdienen ist. Bald gibt es keine mehr, in Brandenburg. Und keine S.. kümmert sich mehr darum, ob es dort poetry slams oder überhaupt Kultur gibt, oder nicht.

Und der Autor und Macher kriegt Angst. Angst davor, noch nicht mal für die Provinz gut genug zu sein. Er muss leben, schmeißt den Kultur-Bettel hin – und studiert Jura. Schreibt Schriftsätze, aber keine Dramen mehr. Reicht sein Stück „Die Erben des Galilei“, 2009 in kurzen Ferientagen zuhause zwischen Weihnachten und Neujahr hingeschrieben, für den Chemnitzer Theaterpreis ein – er kann’s nicht lassen. Und gewinnt. Kommt übernächtig nach der langen Fahrt von Bukarest in Chemnitz an. Und erzählt seine Geschichte. Nicht nur er ist gerührt. „Sie wissen gar nicht“, sagt er zur Jury, „was Sie da für mich getan haben“.

Das wusste die Jury in der Tat nicht. Sie hat nur 53 eingagangene Texte aus Deutschland und Österreich beurteilt und sich nicht nicht mit Biografien beschäftigt. Umso schöner, dass ausgerechnet Martin Bauch den – vom Theaterföderverein unterstützten – Chemnitz Theaterpreis gewonnen hat. Jetzt hofft der Gewinner nur noch auf eins: Dass sein 2. juristisches Staatsexamen nicht ausgerechnet auf den 25. Mai fällt, an dem „Die Erben des Galilei“ uraufgeührt werden. Im „Ostflügel“, wo die Preisverleihung nicht nur Lohn für ein herausragendes Stück war, sondern einen Menschen glücklich machte.

Vielleicht lässt Martin Bauch ja nun doch nach dem Examen die Paragrafen sausen.

(Mehr zur Preisverleihung und zu den Hintergründen morgen auf dieser Seite).